Hamburg:No-Rote-Flora?

Die Zentrale der Linksautono­men darf nicht geschlossen werden.

Von Thomas Hahn

Nach den Krawallen beim G-20-Gipfel in Hamburg laufen die Diskussionen um die Konsequenzen. Diverse Rücktrittsforderungen sind bereits gestellt worden, und auch die Rote Flora, die Zentrale der Hamburger Linksautonomen, steht nun zur Disposition. CDU und AfD fordern die Schließung. Die SPD will zwar noch Ermittlungsergebnisse abwarten, sieht aber auch "Handlungsbedarf".

Die strengen Stimmen sind nachvollziehbar nach der Randale. Die Flora ist ein wichtiger Versammlungsort der radikalen Kapitalismus-Gegner. Diese haben in der Vergangenheit ein allzu entspanntes Verhältnis zur Gewalt gezeigt. Und weil der Kern der Gewalttäter linksextremen Strömungen folgt, müssen sie sich fragen lassen, ob Exzesse wie in den G-20-Tagen wirklich zu ihrem Anspruch passen, die besten Weltverbesserer der Welt zu sein.

Schließen darf man die Rote Flora trotzdem nicht. Vermutlich wäre sogar die Polizei dagegen. Sie würde einen Ansatzpunkt für verdeckte Ermittlungen verlieren - und das Schanzenviertel einen Teil seiner Identität. Seit 28 Jahren ist das frühere Musical-Theater besetzt. Die Rote Flora ist in dieser Zeit zu einer Subkultur-Oase gewachsen, die beharrlich dem Mainstream widersteht. Sie steht für eine Facette urbaner Vielfalt, die gerade Hamburg gerne beschwört. Die Nachbarn wollen darauf jedenfalls nicht verzichten. Immer noch hängen No-G-20-Plakate. No-Rote-Flora-Plakate gibt es nicht.

© SZ vom 12.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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