Grüne:Warm ums Herz

Die Grünen wollen beste Freunde sein. Weil sie einsam sind?

Von Constanze von Bullion

Beim Grünen-Parteitag in Berlin ging es zu wie bei der Kommunistischen Partei Chinas. Die Geschlossenheit war unbedingt und der Applaus so entschlossen, als könne keine Macht der Welt die Grünen auseinandertreiben. Die Jamaika-Gespräche sind geplatzt. Aber sie haben das grüne Selbstbewusstsein gestärkt und den Laden so zusammenrücken lassen, dass selbst Lieblingsfeinde wie Jürgen Trittin und Winfried Kretschmann wie beste Freunde wirkten. So lieb hatte man sich lange nicht.

Es gehörte aber nicht viel dazu, hinter gegenseitiger Herzerwärmung und reichlich Selbstlob beim Grünen-Parteitag zusammengebissene Zähne auszumachen. Das Aus für Jamaika trifft die Grünen hart. Nicht nur, weil mancher sich schon im Regierungsamt wähnte. Vielen Grünen dämmert auch, dass sie mit ihren Ideen in der politischen Landschaft einsamer dastehen als vor Jamaika. Die Antreiber, das sind jetzt andere.

Umso entschlossener sollte die Partei nun eine innere Erneuerung einleiten. Dazu gehören jüngere, auch mehr weibliche Gesichter an Partei-und Fraktionsspitze. Die Grünen müssen über ihr Programm nachdenken, mit Klima- und Flüchtlingspolitik allein können sie nicht bestehen. Sie müssen Antworten finden auf Zukunftsfragen, auf Angst vor Digitalisierung, Jobverlust, sozialem Abstieg. Schluss mit Selbstbeweihräucherung, Grüne. An die Arbeit.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: