Großbritannien:Camerons Wahl

Die Reformideen des Premierministers für die Europäische Union sind deutlich besser als ihr Ruf.

Von Stefan Kornelius

Wenn die britische Königin in einem Sätzlein ihre Sorge vor einer Spaltung Europas ausdrückt, wenn sie gar mahnt, sich davor "in Acht zu nehmen", und wenn dies alles im Beisein (und mutmaßlich mit Billigung) des britischen Premierministers geschieht, dann muss man das als Versöhnungsangebot oder zumindest als Mahnung verstehen: Die britische Regierung und auch die Mehrheit der Bevölkerung hat kein Interesse an einer Kollision mit der Rest-EU. Also sollte auch diese EU den britischen Reformwunsch mit der gebotenen Sachlichkeit behandeln.

David Cameron ist durchaus ein Heißsporn. Er hat die Europa-Debatte lange genutzt, um eine klare Konkurrenz zwischen seinem Land und dem Kontinent herauszuarbeiten. Das ist ein falscher Weg, auch wenn er vor allem aus wahltaktischen Gründen eingeschlagen wurde. Wer das britische Reformbedürfnis studiert, kann durchaus sinnvolle Punkte darin finden. Würde Cameron nicht den konfrontativen Ballast mit sich herumschleppen, seine Europa-Reformen wären heilsam für die moderaten Kräfte in Ländern mit hohem rechtspopulistischem Potenzial.

Unabhängig vom Ausgang der Griechen-Krise verträgt die EU keinen neuen Staaten-Kampf. Noch kann Cameron seine Reform-Agenda als appetitliches Menü für die ganze EU zusammenstellen. Extrawürste wird man ihm nicht braten.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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