Griechenland:Polizeichefs nach Neonazi-Ermittlungen suspendiert

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Die griechische Regierung geht gezielt gegen rechtsextremistische Umtriebe bei der Polizei vor. Fünf ranghohe Dezernatsleiter sind jetzt suspendiert worden. Hintergrund sind offenbar Ermittlungen im Fall des vor einer Woche ermordeten linken Rappers Pavlos Fyssas.

Welche Verbindungen gibt es zwischen Griechenlands Polizei und rechtsextremistischen Gruppen? Eine Woche nach dem Mord an dem linken Rapper Pavlos Fyssas laufen dazu umfangreiche Ermittlungen.

Das Ministerium für Bürgerschutz hat jetzt fünf ranghohe Polizisten suspendiert. Das schreiben der Guardian und die New York Times unter Berufung der Nachrichtenagentur AP. Die Beamten leiteten Dezernate verschiedener Spezialkräfte wie Innere Sicherheit, organisierte Kriminalität, schnelle Einsatztruppen sowie der Behörde für Waffen und Sprengstoff.

Es ist bereits die zweite gezielte Aktion gegen Polizisten in Griechenland: Zu Beginn der Woche mussten zwei ranghohe Offiziere der Polizei Mittelgriechenlands ihres Amtes enthoben, wie das Ministerium für Bürgerschutz mitteilte. Das griechische Portal Ekathimerini berichtete, dass die zwei Beamten das Amt selbst aufgegeben hätten, vier weitere Polizeioffiziere seien zudem suspendiert worden.

Die griechische Polizei hatte am Dienstagabend zudem Räume der Neonazi-Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) durchsucht. Ort der Razzia war nach Angaben aus Ermittlerkreisen eine Gemeinde im Zentrum des Landes. Ein 45 Jahre alter, ehemaliger Polizist, sei festgenommen worden.

Der Mann arbeitet demnach inzwischen als Bodyguard für einen Abgeordneten der Partei. Er war bereits im September 2012 vom Polizeidienst suspendiert worden, weil er mit einem Politiker der Partei und weiteren Neonazis Straßenstände von Einwanderern verwüstet haben soll. Hintergrund der Razzia sind Verbindungen zwischen der Neonazi-Partei und den Sicherheitskräften, die nach dem Mord an einem linksgerichteten Musiker in den Fokus gerückt waren.

Zuvor hatte die Presse über Verbindungen der Neonazi-Partei mit der Polizei berichtet. So sollen als Polizisten tätige Parteimitglieder die Anhänger der Goldenen Morgenröte bei Demonstrationen geschützt haben. Auf der anderen Seite halfen Rechtsradikale wiederum der Polizei, indem sie bei Demonstrationen Steine auf Autonome warfen. Entsprechende Ermittlungen finden nach Angaben des Verteidigungsministeriums auch in der Armee statt.

Hunderte Schüler, Studenten und Arbeiter im Zentrum Athens sind am Mittwoch gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. "Zerschmettert den Faschismus", hieß es auf Transparenten. Am Abend ist eine weitere Kundgebung gegen Extremismus vor dem Parlament in Athen geplant. Aufgerufen hatten dazu vereint Gewerkschaftsverbände, die Oppositionsparteien Bündnis der radikalen Linken und Demokratische Linke sowie die mit den Konservativen regierende Sozialistische Partei.

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