Nach Mord an Rapper in Griechenland:Ranghohe Polizisten müssen Amt aufgeben

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Griechenlands Regierung geht nach dem Mord an einem linken Aktivisten gegen die Verflechtung von Polizisten mit Rechtsradikalen vor. Zwei ranghohe Beamte mussten ihr Amt aufgegeben, weitere Polizisten wurden suspendiert.

In der vergangenen Woche hatte der Tod des Rappers Pavlos Fyssas Griechenland schockiert. Ein bekennender Rechtsradikaler hatte gestanden, den Musiker und linken Aktivisten, unter dem Künstlernamen "Killah P" bekannt, erstochen zu haben. Nun geht Griechenlands Regierung gezielt gegen Verflechtungen von Polizisten mit Rechtsradikalen vor.

Zwei ranghohe Offiziere der Polizei Mittelgriechenlands wurden am Montag ihres Amtes enthoben, teilte das Ministerium für Bürgerschutz mit. Das griechische Portal Ekathimerini berichtet, dass die zwei Beamten das Amt selbst aufgaben, vier weitere Polizeioffiziere seien zudem suspendiert worden.

Der 45-jährige Tatverdächtige gilt als Anhänger der ausländerfeindlichen und antisemitischen Partei Goldene Morgenröte (Chrysi Avgi). Bei der griechischen Parlamentswahl im vergangenen Jahr errang sie fast sieben Prozent, bei Umfragen rangiert sie auf dem dritten Platz.

Zuvor hatte die Presse über Verbindungen der Partei Goldene Morgenröte mit der Polizei berichtet. Ekathimerini schreibt, es habe Berichte gegeben, denen zufolge als Polizisten tätige Parteimitglieder die Anhänger der Goldenen Morgenröte bei Demonstrationen geschützt haben. Nach Agenturberichten halfen Rechtsradikale wiederum der Polizei, indem sie bei Demonstrationen Steine auf Autonome warfen. Entsprechende Ermittlungen finden nach Angaben des Verteidigungsministeriums auch in der Armee statt.

Am Wochenende hatten aktive und frühere Mitglieder der Goldenen Morgenröte den Aufbau und die Mechanismen der Partei offengelegt. Unter anderem ist dort von einem strikten Führerprinzip und Praktiken der Gehirnwäsche die Rede. Die Partei verfüge über paramilitärische Gruppen, die von früheren und aktiven Offizieren griechischer Eliteeinheiten ausgebildet würden.

Seit Freitag ermittelt die Anti-Terror-Einheit der Polizei gegen die rechtsradikale Partei. In der Nacht zum Samstag kam es zu ersten Festnahmen wegen illegalen Waffenbesitzes. Zugleich prüft die Staatsanwaltschaft am höchsten Gericht, ob Gewalttaten von Parteimitgliedern und Anhängern unter das Gesetz für organisierte Kriminalität fallen.

© Süddeutsche.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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