Giftanschlag auf Ex-Spion:Großbritannien bestellt russischen Botschafter ein

Die britische Premierministerin May erhebt schwere Vorwürfe gegen Russland. (Foto: dpa)
  • Nach dem Giftanschlag auf den Ex-Spion Skripal und seine Tochter Anfang März hat London reagiert.
  • Die britische Premierministerin Theresa May sagte im Parlament, Russland sei "höchstwahrscheinlich" für den Anschlag verantwortlich.
  • London hat deswegen den russischen Botschafter einbestellt und verlangt eine Erklärung. Bislang hat Russland jegliche Beteiligung an dem Vorfall abgestritten.

Nach der Giftattacke auf den russichen Ex-Spion Sergej Skripal und seine Tochter hat die britische Premierministerin Theresa May die Regierung in Moskau scharf angegriffen. Es sei "höchstwahrscheinlich", dass Russland für den Anschlag verantwortlich sei, sagte May im britischen Parlament. Skripal sei mit einem militärischen Nervenkampfstoff angegriffen worden, dessen Typ in Russland produziert werde. Damit sei Russland entweder für die Attacke verantwortlich oder habe zugelassen, dass das Gift weitergegeben worden sei.

Man könne im Umgang mit Russland nicht zur Tagesordnung übergehen, so May weiter. Der russische Botschafter sei daher einbestellt worden. Bis Dienstagabend müsse sich Moskau gegenüber der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) erklären. Großbritannien sei bereit, drastischere Maßnahmen gegen Russland zu ergreifen.

Mordanschlag auf Ex-Spion in Großbritannien
:Theresa May und die 14 mysteriösen Todesfälle

Mitten in England wird ein russischer Ex-Spion vergiftet, verdächtigt wird Russland. Die Opposition verweist auf ein Dossier, demzufolge Moskau schon früher in Großbritannien töten ließ - und britische Politiker jahrelang untätig blieben.

Von Matthias Kolb

Wenige Stunden zuvor hatte May eine Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrats geleitet. Durch die Reaktion Großbritanniens dürfte sich das Verhältnis zwischen London und Moskau weiter verschlechtern. Bislang hat Moskau jegliche Beteiligung an dem Attentat abgestritten und London antirussische Propaganda vorgeworfen.

Der 66-jährige Skripal und seine 33 Jahre alte Tochter waren Anfang März in England Opfer des Giftanschlags geworden. Beide liegen seitdem im Krankenhaus, sie befinden sich in einem kritischen Zustand. Spuren eines Nervenkampfstoffes wurden nach Angaben der Ermittler in einem Restaurant sowie in einem Pub in der englischen Stadt Salisbury südwestlich von London gefunden, in dem sich die beiden aufgehalten hatten.

© SZ.de/ap/dpa/afp - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Mordanschlag auf Ex-Spion in Großbritannien
:Die Spur des Gifts

Britische Ermittler haben die Substanz identifiziert, die gegen den russischen Ex-Spion Skripal und seine Tochter eingesetzt wurde. Moskau bestreitet jede Beteiligung an einem Mordversuch.

Von Cathrin Kahlweit

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: