Geiselnahme in Algerien:Islamisten-Kommando bringt Gasfeld in seine Gewalt

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Die Terroristen behaupten, etwa 40 Geiseln gefangen genommen zu haben: Bei einem Überfall auf ein Gasfeld in Algerien hat es nach Medienberichten zwei Tote und sechs Verletzte gegeben. Die offenbar aus Mali stammenden Angreifer hätten das Feld "relativ schnell" erobert, sagte ein Sprecher des Energiekonzerns Statoil.

Mutmaßliche Al-Qaida-Kämpfer haben in Malis Nachbarland Algerien ein Gasfeld überfallen und zahlreiche Ausländer in ihre Gewalt gebracht. Mindestens zwei Menschen wurden getötet, mindestens sieben weitere verletzt, als die schwer bewaffneten Terroristen am frühen Mittwochmorgen angriffen und sofort das Feuer eröffneten.

Der Angriff erfolgte auf eine Produktionsstätte,die etwa 40 Kilometer von der ostalgerischen Stadt In Aménas entfernt liegt. British Petrol (BP) arbeitet dort mit dem norwegischen Konzern Statoil sowie mit dem algerischen Energieunternehmen Sonatrach zusammen. Ein Sprecher von Statoil bestätigte, dass Terroristen das Gasfeld "relativ schnell" erobert hätten.

Nach Informationen algerischer Medien nahmen die Terroristen zunächst etwa 40 Arbeiter als Geiseln, darunter Norweger, Briten, Japaner, einen Iren und einen Franzosen.

Wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf US-Angaben berichtet, sind unter den entführten ausländischen Arbeitnehmern auch Amerikaner. Genaue Zahlen und nähere Details wolle sie aber aus Sicherheitsgründen nicht nennen, sagte eine Sprecherin des US-Außenamtes in Washington.

Die einheimischen Arbeiter wurden nach Angaben örtlicher Medien im Laufe des Tages wieder freigelassen. Die Geiselnehmer hielten jetzt noch 20 Ausländer in ihrer Gewalt, meldete der algerische Rundfunk am Abend. Ein Sprecher der Entführer dementierte das allerdings. Über die Anzahl und Identität der Geiseln hatte es zuvor widersprüchliche Angaben gegeben.

Die Geiselnehmer fordern offenbar die Freilassung von etwa hundert Islamisten. Dieses berichtet die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Arbeiter auf dem Gasfeld. Die in Algerien inhaftierten Islamisten sollten in den Norden Malis gebracht werden, dann würden die Geiseln freigelassen.

Außerdem verlangen die Geiselnehmer nach Berichten der mauretanischen Nachrichtenagentur ANI ein Ende des Militäreinsatzes in Mali. Die Brigade der al-Qaida im islamischen Maghreb (AQMI) wirft Algerien vor, sich gemeinsam mit Frankreich gegen die Muslime in Mali verschworen zu haben: "Wir machen die Regierungen Algeriens und Frankreichs und der Geiseln voll verantwortlich für jede Verzögerung bei der Erfüllung unserer Forderungen, deren wichtigste die sofortige Einstellung des Angriffs auf unser Volk in Mali ist".

Der algerische Innenminister Dahou Ould Kablia hat einem dpa-Bericht zufolge Verhandlungen mit den islamistischen Entführern abgelehnt. Inzwischen seien Truppen zu dem Gasfeld entsandt worden, sagte der Minister am Mittwochabend im örtlichen Fernsehen. Die Terroristen hatten die zu dem Gasfeld gehörende Siedlung am frühen Mittwochmorgen überfallen und haben seitdem zahlreiche Ausländer in ihrer Gewalt. Nach Angaben algerischer Medien sollen sie gedroht haben, das Gasfeld in die Luft zu sprengen, falls die Armee zur Befreiung der Geiseln ansetzen sollte.

Die Gruppe hatte Rache für die französische Offensive angedroht. Seit Ende vergangener Woche führt Frankreich im Nachbarland Mali einen Militäreinsatz gegen die den Norden des westafrikanischen Landes kontrollierenden Islamisten.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/kjan/fzg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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