G 20:Schlechte Optionen

Merkel wird zur Wortführerin gegen Trump. Hält sie das durch?

Von Stefan Kornelius

Im Umgang mit Donald Trump schlägt Angela Merkel einen interessanten Weg ein, was der Not, aber auch irgendwie dem Wahlkampf geschuldet ist. Die Not ergibt sich aus dem Terminkalender, denn wenn in der kommenden Woche die G 20 die Welt auch nur ein Stückchen voranbringen wollen, dann wäre es gut, wenn der US-Präsident seine destruktiven Positionen bei Freihandel und Klimaschutz aufgäbe. Die Bundeskanzlerin entwickelt sich so zur globalen Wortführerin einer Anti-Trump-Allianz, die sich um Sachlichkeit und Inhalte bemüht. Dieser Weg wird aber kaum zum Erfolg führen, auch angesichts der Interessen-Kakophonie der übrigen G-20-Besucher.

Die andere Triebkraft heißt Wahlkampf. Merkel will sich in ihrer Trump-Kritik offenbar nicht überbieten lassen. Auch das ist verständlich, birgt aber die Gefahr, dass die weniger vom Wahlvirus infizierte Welt ein ungewöhnlich schrilles Deutschland sieht, das sich mit seiner Führungsrolle möglicherweise überhebt.

Es ist nicht Merkels Schuld, dass die G 20 in einem beklagenswerten Zustand sind. Sie spiegeln nur den Zustand der Welt wider. Es wäre deswegen vermessen zu glauben, dass ein einziger Gipfel zur Heilung der Probleme beitragen wird. Wie man es wendet: Als Gastgeber ist Deutschland in einer misslichen Lage. Entweder gehen alle still grummelnd und ergebnislos auseinander. Oder es kommt zum lauten Knall.

© SZ vom 30.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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