Flughafen München:Startbahn frei

Die Debatte um eine dritte Startbahn muss wieder geführt werden.

Von Frank Müller

Zuletzt war Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer eher auf der Seite der Neinsager zu finden, wenn es um den Bau von Großprojekten ging: Ausbau der Donau, Windräder, Stromautobahnen - stets gab der Regierungschef dem Schutz von Anwohnern und der Umwelt den Vorrang. Das dürfte sich ausgerechnet beim größten Vorhaben des Freistaats ändern: Für die dritte Startbahn am Münchner Flughafen machte das Bundesverwaltungsgericht nun den Weg frei. Und Seehofer will ihn auch beschreiten - auch wenn, wie immer bei Seehofer, noch ein "Dialogprozess" vorgeschaltet wird.

Das Problem ist nur: Der Freistaat kann nicht im Alleingang bauen, weil auch die Stadt München in der Flughafen-Gesellschaft sitzt. Das machten sich die Startbahngegner zunutze. Vor drei Jahren verpflichteten die Münchner ihre Stadt in einem Bürgerentscheid auf ein Nein zu dem Projekt.

Das war schon damals ein kurioser Hebel: Bürger der regional nur am Rande betroffenen Landeshauptstadt wurden zur Verhinderungsinstanz. Inzwischen ist die Bindungsfrist dieses Votums längst abgelaufen. Doch die rot-schwarze Stadtspitze lässt sich weiter von ihm lähmen. Dabei ist nun der richtige Zeitpunkt, das Projekt noch einmal abzuwägen: Anwohnerschutz gegen Interessen der Wirtschaft - diese Debatte muss geführt und entschieden werden. Auch von der Stadt München. Denn es ist auch ihr Flughafen.

© SZ vom 16.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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