Fleischindustrie:Auf einmal!

Die Umweltministerin entdeckt den Tierschutz.

Von Michael Bauchmüller

Die Fleischfabrik brummt. Nie wurde hierzulande mehr Fleisch erzeugt als im ersten Halbjahr dieses Jahres: 29 Millionen geschlachtete Schweine, 1,7 Millionen Rinder. Mehr als 750 000 Tonnen Geflügel. Im Ausland ist deutsches Fleisch beliebt, es gilt als hochwertig. Dafür importiert Deutschland Soja, das in hiesigen Ställen zu Steaks und Suppenhuhn wird. In der Tiermast ist die Globalisierung längst angekommen.

Der Gesetzgeber geht mit dem Exportzweig recht gnädig um. Die Umweltauflagen für die Mastbetriebe sind überschaubar, das Baurecht ist zuvorkommend. Derweil zeugen vielerorts wachsende Nitratmengen im Grundwasser von dem Boom: Dieses Geschäft blüht zulasten von Natur und Umwelt. Von den zusammengepferchten Tieren mal ganz zu schweigen.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hat der intensiven Tierhaltung nun den Kampf angesagt. Das ist überfällig, muss aber dennoch stutzig machen. Die Legislaturperiode neigt sich dem Ende zu, und Widerstand aus dem Landwirtschaftsministerium ist gewiss. Warum bloß so spät? Vielleicht, weil das Thema für einen Wahlkampf so dankbar ist: Hendricks kann damit den CSU-Agrarminister Schmidt in die Enge treiben und zugleich den Grünen nacheifern, die neuerdings verstärkt gegen Tiermast mobilisieren. Aber sie muss nun liefern. Oder es bliebe der Eindruck, sie wolle die Lage in den Ställen nur politisch ausschlachten.

© SZ vom 25.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: