Facebook:Ein lächerlicher Bericht

Das Unternehmen hat Zahlen vorgelegt, wie viele Hetz-Botschaften gelöscht worden seien. Doch der Bericht ist wertlos.

Von Jan Heidtmann

Zu den Real News, also den echten Nachrichten, ist jüngst eine weitere Kategorie von Neuigkeiten getreten, die Fake News, die gefälschten Nachrichten. Beide werden auch von Facebook transportiert. Jetzt hat das Unternehmen eine weitere Kategorie eingeführt, die der Ridiculous News, der lächerlichen Neuigkeiten. In der ersten Hälfte des Jahres seien hierzulande dreimal so viele Hetz-Botschaften gesperrt worden wie in den Monaten zuvor, sagt Facebook.

Gemessen an den absoluten Zahlen ist das zwar richtig, insgesamt 1093 Beiträge wurden blockiert. Gemessen an den Millionen Postings allein in Deutschland bewegen wir uns hier jedoch im nicht mehr messbaren Bereich. Zudem sind die Beiträge auf Facebook insgesamt auch weiter gestiegen, was die Zahl von 1093 zusätzlich relativiert. Schwerer wiegt aber, wie undurchschaubar das Unternehmen bei den Löschungen vorgeht. Es gibt in dem Facebook-Bericht keine Angabe darüber, was für Beiträge gelöscht worden sind und warum gerade diese. Die Kriterien, nach denen Facebook hier verfährt, sind weitgehend ein Mysterium.

Der Löschbericht des Unternehmens ist damit praktisch wertlos. In Wahrheit will Facebook die Verantwortung für die Inhalte, von denen es lebt, auch gar nicht übernehmen. Ob es sich dabei lächerlich macht, ist Facebook egal. Die deutsche Justiz und ihr Minister sollten sich aber nicht lächerlich machen lassen.

© SZ vom 23.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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