Facebook:Anzeigen für Millionen Nutzer sichtbar

Etwa zehn Millionen Menschen in den USA haben die 3000 entdeckten russischen Anzeigen mit politischen Inhalten gesehen, schätzt das soziale Netzwerk. Es sei nicht ausgeschlossen, dass weitere Anzeigen gefunden werden.

Die 3000 von Facebook entdeckten mutmaßlich russischen Anzeigen mit politischen Botschaften wurden nach Schätzungen des Online-Netzwerks etwa zehn Millionen Menschen in den USA angezeigt. Es ist die erste Schätzung zur Reichweite dieser Werbung in der Debatte um mögliche ausländische Einmischung in den US-Präsidentenwahlkampf.

Facebook hatte 470 Profile mit vermuteter Verbindung zu Russland ausgemacht, die Werbung mit politischem Hintergrund für etwa 100 000 Dollar geschaltet hatten. Facebook schließt nicht aus, dass noch mehr Anzeigen entdeckt werden. 44 Prozent der Anzeigenschaltungen entfielen auf den Zeitraum vor der Präsidentenwahl am 8. November 2016, 56 Prozent folgten später, wie Facebook in einem Blogeintrag erklärte. Die 3000 Anzeigen waren insgesamt zwischen Juni 2015 und Mai 2017 platziert worden. Etwa ein Viertel davon sei niemandem angezeigt worden, weil der Relevanz-Algorithmus sie ausgesiebt habe, erklärte Facebook. Für die Hälfte hätten die Auftraggeber weniger als drei Dollar pro Anzeige ausgegeben. Nur für ein Prozent hätten sie 1000 Dollar oder mehr bezahlt.

Facebook übergab die 3000 Anzeigen am Montag dem US-Kongress, der versucht, der mutmaßlichen Einmischung in die US-Politik nachzugehen. Auch Twitter fand und sperrte Accounts mit Verbindung zu den von Facebook entdeckten Profilen. Google stellt eigene Nachforschungen an.

Die russische Regierung wies den Vorwurf, sie habe sich über Online-Netzwerke in den US-Wahlkampf eingemischt, mehrmals zurück. Über den Inhalt der Anzeigen gibt es bisher nur bruchstückhafte Informationen. Laut Berichten ging es unter anderem darum, Spannungen zwischen Weißen und Schwarzen zu schüren. Auch sei es um Streitthemen wie Einwanderung, die Rechte von Schwulen und Lesben sowie die Waffengesetze gegangen.

© SZ vom 04.10.2017 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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