Erpressungsvorwürfe bei der Berliner Piratenpartei:"Unerträgliches Klima der Angst"

Gezieltes Hacking und das Filmen von intimen Szenen: Die Piratenpartei hat Ärger mit einem Parteimitglied, das andere terrorisiert. In einem offenen Brief ist von einem "unerträglichen Klima der Angst" die Rede. Der Landesvorstand bestätigt die Vorwürfe und bittet die Betroffenen, Strafanzeige zu erstatten.

Die Piratenpartei hat in Berlin mit Ärger aus den eigenen Reihen zu kämpfen. In einem offenen Brief spricht ein Mitglied von einem "unerträglichen Klima der Angst". Ein anderer Parteiaktivist sammle den Vorwürfen zufolge systematisch Material, um Druck gegen andere Piraten auszuüben. Der Landesvorstand bestätigte die Vorwürfe und rief zur Strafanzeige auf.

Ein Mitglied der Berliner Piratenpartei soll einem offenen Brief zufolge systematisch Druck gegen Parteikollegen ausüben. (Foto: picture alliance / dpa)

In dem mehrere Druckseiten umfassenden offenen Brief, den das Mitglied unter seinem Klarnamen veröffentlichte, ist unter anderem von gezieltem Hacking die Rede. Der Beschuldigte, der noch Schüler sei, sei unter anderem in Computer von Parteimitgliedern eingedrungen. Dabei habe er es vergleichsweise leicht gehabt: "Trotz höherer Technikkompetenz schützen die meisten Piraten ihre Rechner, und Smartphones völlig unzureichend", mahnte der Autor des offenen Briefs.

Mit Erpressung gegen Kandidatur

Der Beschuldigte habe zudem zwei Menschen gefilmt, die "während einer Silvesterparty (mit vielen Piraten) zu später Stunde (...) diskret miteinander verkehrten", notierte der Berliner Pirat weiter.

Der mutmaßliche Erpresser wollte zudem in die politische Arbeit eingreifen. Die Fraktion wollte die Ehefrau des einstigen Wikileaks-Sprechers Daniel Domscheit-Berg als Kandidatin für den Bezirksstadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg vorschlagen. Der Beschuldigte versuchte, dies durch die Verbreitung von Intrigen zu verhindern. Anke Domscheit-Berg bestätigte dies der Nachrichtenagentur dapd. Dabei habe es sich um einen Bluff gehandelt.

Der Landesvorstand erklärte am Donnerstag, die Vorwürfe seien der Verbandsspitze bereits seit Jahresbeginn bekannt. Der Versuch, zu schlichten und die Löschung des Materials zu erwirken, sei jedoch gescheitert. Der Vorstand forderte die von "mutmaßlichen Nötigungen und Erpressungen" Betroffenen "inständig" auf, Anzeige zu erstatten.

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