Elektroautos:Zukunft statt Diesel

Deutschland verliert den Anschluss an die neue Mobilität. Dabei hätte es eine ganz einfache Strategie für die Umstellung gegeben.

Von Thomas Fromm

Von Anfang an war das Ziel der Bundesregierung ambitioniert, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf die Straßen zu holen. Aber es wäre machbar gewesen, wenn Politik und Industrie nicht jahrelang auf der Bremse gestanden hätten.

Die Autokonzerne hatten insgeheim gehofft, mit ihrem alten Modell-Mix aus Benzin und Diesel noch lange weiterfahren zu können. Also schraubten Ingenieure lieber an alten Dieselmotoren herum, statt die kostbare Zeit für die Entwicklung attraktiver E-Autos und neuer Batterien zu nutzen. Man glaubte, alle Zeit der Welt zu haben, schließlich hatte man ja genug tolle Verbrennungsmaschinen. Erst als allen klar wurde, dass ausgerechnet das Autoland Deutschland dabei ist, den Anschluss an die neue Mobilität zu verpassen, reagierte die Politik und versuchte, Käufer mit hohen Anreizen zu locken. Die Prämien-Offensive ging ins Leere, weil das eigentliche Problem damit noch nicht gelöst war. Nicht der höhere Preis allein ist das Problem der Elektroautos, sondern die Frage, wo man diese Wagen aufladen soll. Zuerst die Tankstellen zum Aufladen, dann die Autos - dies wäre die richtige Reihenfolge gewesen.

Es ist vielleicht kein Zufall, dass ausgerechnet Länder wie Norwegen oder die Niederlande zeigen, wie man Elektroautos auf die Straße bringt. Beide haben keine Autoindustrie. Bei ihnen geht es nicht um Diesel, sondern nur um die Zukunft.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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