Australien:Oppositionspolitiker beleidigt Premierministerin Gillard sexistisch

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Empört über Menükarte: Australiens Premierministerin Julia Gillard (Foto: Bloomberg)

Die Spendengala eines Oppositionspolitikers in Australien hat zu einem Eklat geführt: Auf der Speisekarte stand unter anderem eine nach Premierministerin Gillard benannte Wachtel, die zudem mit grob sexistischen Anspielungen versehen war. Eine Absetzung des Kandidaten steht aber offenbar nicht zur Debatte.

Von Barbara Galaktionow

Viel Geschmack hat der australische Oppositionskandidat Mal Brough sicher nicht bewiesen, als er das Menü für eine Spendengala seiner Liberal National Party (LNP) zusammenstellte. Auf der Speisekarte pries der ehemalige Minister eine nach Premierministerin Julia Gillard (Labour Party) benannte Wachtel an, mit expliziten Anspielungen auf ihre Brüste, Oberschenkel und ihr Geschlecht, wie verschiedene australische Medien meldeten, unter anderem ABC News:

"Julia Gillard Kentucky Fried Quail - Small Breasts, Huge Thighs & A Big Red Box"

Die australische Regierungschefin reagierte entsprechend ungehalten. Das nach ihr benannte Menü sei "grob sexistisch und beleidigend", kritisierte sie. Sie forderte, dass Mal Brough als Kandidat für den australischen Bundesstaat Queensland abgesetzt werden solle.

Auch der frühere Premier Kevin Rudd (Labour Party) - dessen Name übrigens auch in Zusammenhang mit einer Stopfleber auf der Speisekarte erscheint ("Rudd's a Goose Foie Gras") - verurteilte die Namensgebung im Menü, wie der britische Guardian schreibt:

"It's snide, dirty and, I think, a sexist trick."

Er forderte Brough auf, das bei der Gala gesammelte Geld zu spenden.

Das Gericht mit dem Namen der Premierministerin war bereits im März bei einem Fundraising-Dinner für Brough serviert worden, die Speisekarte tauchte aber erst am Mittwoch im Kurzmitteilungsdienst Twitter auf.

Der Parteichef der Liberalkonservativen, Tony Abbott, verurteilte die Namensgebung. Das Menü sei geschmacklos, sagte er auf einer Pressekonferenz in Queensland. Gleichzeitig betonte er jedoch, er werde an Broughs Kandidatur festhalten - was wiederum Gillard empörte.

Sie witterte darin, wie sie vorsichtig formulierte, ein "Verhaltensmuster" des Chefs der Liberalkonservativen. Womöglich nicht ganz zu Unrecht. Denn bereits in früheren Fällen hatte der Oppositionschef Gillard indirekt verunglimpft, dann aber betont, das sei doch gar nicht so gemeint gewesen. Auch diese Angriffe waren jeweils sexistisch aufgeladen.

Doch Australiens Premierministerin leidet nicht nur unter frauenfeindlichen Äußerungen, sondern versucht offenbar selbst, die Genderdebatte politisch zu instrumentalisieren - das jedenfalls wirft ihr derzeit die Opposition vor.

Gillard, die aktuellen Umfragen zufolge fürchten muss, bei der Parlamentswahl im September Abbott zu unterliegen, warnte am Dienstag davor, dass das Thema Abtreibung zum "politischen Spielzeug von Männern" werden könne, wenn ihr Gegner siege. Oppositionsführerin Julie Bishop warf Gillard ABC News zufolge daraufhin vor, einen "Geschlechterkampf zu schüren". Mit Vorurteilen, die Männer gegen Frauen oder Frauen gegen Männer hegen, scheint sich die australische Politik jedenfalls noch länger auseinandersetzen zu müssen - egal, wer an der Macht ist.

© Süddeutsche.de/AFP/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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