Drogen:Tod nach dem High

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(Foto: N/A)

Mehr als 1000 Menschen sind 2014 an den Folgen von Drogenmissbrauch gestorben. Immer häufiger sind dabei Amphetamine im Spiel - und manchmal sogar Badesalze.

In Deutschland sind 2014 wieder mehr Menschen an Drogenmissbrauch gestorben als im Jahr zuvor. Wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Drogenbericht der Bundesregierung hervorgeht, stieg die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr auf 1032, das waren 30 Tote mehr als 2013. Während es im Zusammenhang mit Heroin, Kokain oder Crack weniger Todesfälle gab, stieg die Zahl der Menschen, die nach dem Konsum von Amphetaminen oder sogenannten Neuer Psychoaktiver Stoffe (NPS) starben.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, sprach von einem "getrübten Blick" auf eine langfristig positive Entwicklung. Bis 2012 sei die Zahl der Drogentoten deutlich zurückgegangen. "Jeder Todesfall ist ein Todesfall zu viel", sagte die CSU-Politikerin.

Auch Straftaten mit illegalen Rauschmitteln verzeichnete die Polizei 2014 so viele wie seit zehn Jahren nicht mehr. Dem Bericht zufolge waren es mehr als 276 000 Fälle. Das sind zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Mortler kündigte an, Präventionsprogramme vor allem gegen "Crystal Meth" und andere synthetische Drogen auszubauen. Sorge äußerte die Drogenbeauftragte auch über den gestiegenen Konsum von NPS, sogenannten Legal Highs. Zu diesen Stoffen zählen etwa Badesalze, Kräutermischungen oder Substanzen aus Deodorants und Lufterfrischern.

Derzeit arbeiten das Bundesgesundheitsministerium und das Bundesjustizministerium an einem Gesetz, das den Handel mit solchen Stoffen leichter unter Strafe stellen soll. Wann ein solches Gesetz vorgestellt werde, wollte Mortler nicht sagen. Da es sich auch um Substanzen handele, die im Alltag verwendet würden, sei das Gesetz eine Herausforderung. Um den Handel zu bestrafen, muss jeder einzelne Stoff im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt werden. Auch der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, forderte ein neues Verfahren, um den rasch steigenden Handel mit den Legal Highs schnell zu unterbinden. "Es müssen ganze Stoffgruppen unter Strafe gestellt werden", sagte Münch. Nach Angaben des BKA wurden in Deutschland etwa 1500 verschiedene Produkte mit 160 unterschiedlichen psychoaktiven Stoffen registriert.

Zu den am häufigsten in Europa sichergestellten Betäubungsmitteln gehört Cannabis. Sowohl Mortler als auch Münch sprachen sich gegen eine Legalisierung von Marihuana in Deutschland aus. Beide rechnen damit, dass die Zahl der Konsumenten bei einer entschärften Gesetzeslage steigen werde. Münch forderte, das Thema nicht durch die "ideologische Brille" zu betrachten, sondern besonnen zu diskutieren. Der Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, Harald Terpe, forderte eine Reform des Betäubungsmittelgesetzes. Statt durch eine regulierte Abgabe etwa bei Cannabis endlich Jugend- und Verbraucherschutz zu schaffen, würden Verbote hochgehalten, ohne zu hinterfragen, ob diese sinnvoll seien, kritisierte Terpe in Berlin.

© SZ vom 22.04.2015 / epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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