Drogen:Joint Venture

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Immer mehr Politiker aller Parteien setzen sich für die Freigabe von Cannabis ein. Ihr Argument: Alle Verbote würden nichts nutzen. Dies belegt eine aktuelle Studie, nach der Jugendliche wieder mehr Hasch konsumieren.

Von DENIS SCHNUR, München

Deutschlands Jugend kifft wieder häufiger, so lautet das Ergebnis einer Studie, die von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung am Dienstag vorgestellt wurde. Demnach haben im vergangenen Jahr 17,6 Prozent der 18- bis 25-Jährigen mindestens einmal Cannabis zu sich genommen - 2008 nur 11,6 Prozent. Gleichzeitig steigt die Zahl der Jugendlichen, die Cannabis mindestens einmal in ihrem Leben probiert haben, unter den 18- bis 25-Jährigen auf 37 Prozent und unter den Zwölf- bis 17-Jährigen auf zehn Prozent. Laut der Studie haben sowohl der regelmäßige als auch der gelegentliche Konsum in den vergangenen Jahren zugenommen. Trotzdem liegen alle Werte deutlich unter den Zahlen von 2004, als 15 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen und 43 Prozent der 18- bis 25-Jährigen angaben, die Droge schon mal getestet zu haben. Für die Studie wurden 7000 Jugendliche und junge Erwachsene 2014 befragt.

Die Ergebnisse bereiten der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) Sorgen: "Der Konsum von Cannabis kann gerade für Jugendliche zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen", warnt sie. Die Schuld für den Anstieg sieht sie bei den Befürwortern einer liberalen Drogenpolitik: "Offenbar wirkt sich deren Gesundheitsgefahren verharmlosende Argumentation bereits negativ aus."

"Das sind einfach Moden, die von Politik relativ unbeeindruckt sind", erklärt dagegen Georg Wurth, der Sprecher des Deutschen Hanfverbands, die Schwankungen. Außerdem verbreiteten die Befürworter keine Verharmlosungs-, sondern Normalisierungsbotschaften. Der Konsum von Rauschmitteln gehöre nun mal zur Natur des Menschen. Die Frage sei daher nicht, ob, sondern wie konsumiert werde. Es brauche eine Freigabe der Droge und eine vernünftige Präventionspolitik. "Die Studie verdeutlicht einmal mehr, dass die Verbotspolitik gescheitert ist", betont auch Harald Terpe, der drogenpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag. Seine Partei setzt sich wie Linke und Piraten schon lange für eine Legalisierung ein.

In den vergangenen Monaten bekommen sie dabei immer mehr Unterstützung. Im Mai gesellte sich etwa die FDP überraschend dazu. Und auch bei den Sozialdemokraten werden die Rufe nach einer Freigabe von Haschisch immer lauter. Die Partei tritt zwar nicht geschlossen dafür ein, aber erstmals spricht sich ein Landeschef, der Bremer Bürgermeister Carsten Sieling, für die Legalisierung aus. Sogar in den Unionsparteien machen sich erste Stimmen für eine Freigabe bemerkbar, im Mai etwa die des Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer. Unterstützung erhalten die Befürworter auch aus anderen Teilen der Gesellschaft. So fordert der Bund der Kriminalbeamten eine Entkriminalisierung, ebenso der "Schildower Kreis" aus mehr als 120 Strafrechtsprofessoren.

Während die Politik sich langsam zu bewegen scheint, wollen einige Städte vorangehen: Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg beantragte im August eine Ausnahmegenehmigung, um Cannabis offiziell auszugeben. Dem wollen das Land Bremen, das Hamburger Schanzenviertel und Düsseldorf folgen. In vielen anderen Städten läuft ebenfalls gerade eine Debatte über dieses Thema.

© SZ vom 16.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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