Donald Trump:Der Feind im eigenen Bett

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Ausgerechnet der Präsident zerstört das Vertrauen der Verbündeten der USA und den Respekt der Gegner. Das zeigte sich gerade wieder beim Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow.

Von Hubert Wetzel

In Washington wird inzwischen mitgezählt, wie oft Donald Trump zum Golfspielen geht. Das hat stets einen etwas pikierten Unterton: Müsste der Präsident sich nicht um wichtige Regierungsgeschäfte kümmern, anstatt bei jeder Gelegenheit auf einen seiner Golfplätze zu fahren?

Nach knapp vier Monaten, in denen Donald Trump sich an der Präsidentschaft versucht, ist man geneigt zu antworten: Nein. Je mehr Zeit dieser Mensch auf einem Golfplatz in Florida oder Virginia verbringt, je länger er über sauber gemähte Fairways stapft, desto besser. Da kennt er sich aus, er bekommt frische Luft und kann nicht viel kaputt machen.

Sobald Trump aber sein Arbeitszimmer betritt, um das zu tun, was er für Regieren hält, wird es gefährlich. Dann schwadroniert und quasselt und twittert er drauflos, ohne sich darum zu scheren, ob das Gesagte und Getwitterte stimmt oder in irgendeiner Weise dem Wohl und den Interessen der USA oder ihrer Verbündeten dient. Trump weiß nicht viel über Politik, schon gar nicht über die oft delikaten Regeln der Außen- und Sicherheitspolitik. Noch schlimmer: Es interessiert ihn auch nicht. In der kleinen narzisstischen Welt, in der er lebt, weiß und kann er ohnehin alles besser. Es mag sein, dass Donald Trump schöne Hotels und Golfplätze bauen kann. Als Präsident und Politiker aber ist er, obwohl er sich für das Jahrhunderttalent hält, nicht mehr als ein unbegabter und zudem nicht besonders fleißiger Amateur.

Das ist der Hintergrund zu dem desaströsen Treffen, das Trump vor einigen Tagen mit dem russischen Außenminister hatte - immerhin Abgesandter einer Regierung, die versucht hat, die amerikanische Wahl zu manipulieren, und die in einigen Teilen der Welt eine Politik betreibt, die ausdrücklich gegen die USA gerichtet ist. Trump jedoch ließ sich nicht nur lachend und schulterklopfend mit Minister Sergej Lawrow fotografieren. Er plapperte in den Gesprächen aus reiner Prahlsucht, ebenfalls ein Markenzeichen Trumps, auch noch ein paar Staatsgeheimnisse aus.

Ausgerechnet der Präsident schwächt und gefährdet die USA

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika - ein Friseur, der seine Kundinnen mit frischem Tratsch zu beeindrucken versucht. Als das bekannt wurde, hielt Trump nicht etwa verschämt für ein paar Tage den Mund ob dieses Anfängerfehlers, sondern ließ die Welt umgehend wissen, dass der Geheimnisverrat erstens sein gutes Recht und zweitens ein besonders cleverer Schachzug gewesen sei.

Auf dem Golfplatz ist es egal, ob jemand ein unwissender Angeber und Rechthaber ist. Im Oval Office ist das eine gefährliche Mischung. Trump macht nicht nur sich selbst lächerlich, sondern auch die Weltmacht Amerika. Er glaubt, dass seine Unberechenbarkeit und Sprunghaftigkeit ein strategischer Vorteil sei, dabei zerstört er so nur das Vertrauen der Verbündeten in die USA - und den Respekt der Gegner. Niemand weiß heute, was das Wort der amerikanischen Regierung eigentlich wert ist, am wenigsten der Mann im Weißen Haus. Braucht ein Land eigentlich noch Feinde, wenn es so einen Präsidenten hat?

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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