Diplomatie:Neue Gespräche über Syrien

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Die Außenminister Russlands und der USA, Lawrow und Kerry, treffen sich am Samstag in Lausanne, um erneut über Syrien zu verhandeln. Auch Vertreter der Türkei und Saudi-Arabiens sollen zugegen sein.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Der russische Außenminister Sergej Lawrow wird seinen amerikanischen Kollegen John Kerry am Samstag zu neuen Gesprächen über Syrien in Lausanne treffen. Das gab das Außenministerium in Moskau am Mittwochabend bekannt. In Washington teilte das Außenministerium lediglich mit, Kerry werde am Samstag in Lausanne und Sonntag in London multilaterale Gespräche mit Partnern über das weitere Vorgehen in Syrien führen. Er werde in Lausanne Außenminister wichtiger regionaler Partner treffen, in London auch internationaler Partner. Ein bilaterales Gespräch mit Lawrow oder im vollen Format der Syrien-Unterstützergruppe bestätigte das Außenministerium dagegen nicht. In Lausanne sollen der Erklärung aus Moskau zufolge Vertreter der Türkei, Saudi-Arabiens und Katars zugegen sein. Sie sind die wichtigsten Unterstützer der Rebellen, Russland und Iran kämpfen dagegen an der Seite des Regimes von Präsident Baschar al-Assad; auch Irans Außenminister soll wohl nach Lausanne kommen.

Die USA hatten ihre Kontakte zu Russland abgebrochen, weil die russische Luftwaffe und das syrische Regime die massivsten Luftangriffe seit Kriegsbeginn auf den von Rebellen gehaltenen Ostteil Aleppos geflogen hatten, nachdem zuvor eine von Kerry und Lawrow ausgehandelte Waffenruhe zusammengebrochen war. Die USA machten Russland dafür verantwortlich, mutmaßlich zusammen mit syrischen Einheiten einen Hilfskonvoi des Roten Halbmonds und der UN bombardiert zu haben. Moskau bestreitet das und wirft den Amerikanern seinerseits einen Luftangriff auf syrische Regierungstruppen vor; die USA hatten diesen als Versehen bezeichnet und sich beim syrischen Regime entschuldigt.

Russische und syrische Kampfjets nahmen unterdessen nach mehreren Tagen relativer Ruhe am Dienstag ihre schweren Luftangriffe auf den Osten Aleppos wieder auf. Dort sind nach Angaben der UN 275 000 Zivilisten eingeschlossen. Laut Ärzten wurden seither mindestens 25 Menschen getötet, 15 von ihnen beim Bombardement eines Marktplatzes im Viertel Fardus. Seit Beginn der syrisch-russischen Offensive wurden Hunderte Zivilisten getötet. Kerry hatte deswegen in Einklang mit seinem französischen Kollegen Jean-Marc Ayrault Ermittlungen gegen Moskau und Damaskus wegen Kriegsverbrechen gefordert. Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte in Moskau an, Russland werde "Erpressungen und Druck" wegen seiner Militäroffensive in Syrien nicht nachgeben und beschuldigte die USA und ihre Verbündeten, "antirussische Hysterie" zu schüren.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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