Deutsche Bank:Chef vor Gericht

Warum Jürgen Fitschen nicht deswegen zurücktreten muss.

Von Marc Beise

Drei Führungsgenerationen der Deutschen Bank vor dem Gericht in München - das war das Bild dieses Dienstags. Und viele Beobachter fragen sich, ob das nicht Konsequenzen haben muss. Der Blick richtet sich auf den amtierenden Bankchef Jürgen Fitschen: Muss er nicht zurücktreten? Wird er angesichts der auf Monate terminierten Beanspruchung im Gerichtssaal zwangsläufig die Amtsgeschäfte vernachlässigen, schadet er dem Ansehen des Unternehmens?

Die Antwort lautet: Nein. Ein solcher Prozess ist für einen Spitzenmann, der jede logistische Unterstützung der Firma beanspruchen kann, zu bewerkstelligen, das ist alles nur eine Frage der Organisation. Die moralische Dimension ist komplexer. Natürlich leidet das Image des Unternehmens. Aber es hat sich eben auch die Prozessarithmetik im Bereich der Wirtschaftskriminalität verschoben. Waren solche Prozesse früher selten und die Sachverhalte ziemlich eindeutig, so schießen Staatsanwälte heute schon mal aus der Hüfte; auch sind die angeklagten Fälle häufig (so auch der jetzt in München) in der juristischen Bewertung äußerst diffizil. Die übliche Warnung vor Vorverurteilung ist hier besonders wichtig.

Wahrscheinlich entscheidet sich das Schicksal des Jürgen Fitschen ohnehin anderswo. Nämlich daran, ob er mit seinem Kollegen Anshu Jain die dramatischen geschäftlichen Probleme der Bank in den Griff bekommt - was sehr ungewiss ist.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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