Deutsche Bank:Boni runter

Keine Gewinne und dennoch Boni? Wie geht das denn?

Von Meike Schreiber

Seitdem die Deutsche Bank im Frühjahr ihr Kapital gestärkt hat, steht das Geldhaus nicht mehr kurz vor dem Kollaps. So weit die gute Nachricht. Das Geschäftsmodell jedoch greift noch immer nicht und hängt zu stark am Handel mit Wertpapieren. 2017 wird die Bank das dritte Jahr in Folge Verlust ausweisen. Die Investmentbanker des größten deutschen Geldhauses aber werden nach einem Jahr Bonus-Verzicht nicht leer ausgehen. So hat es Bankchef John Cryan bereits verkündet. Andernfalls würden ja die besten Talente abwandern.

Aktionäre und Finanzaufseher sollten diese Argumentation nicht einfach so hinnehmen. Wenn es die Händler jeweils dorthin zieht, wo sie am meisten kassieren, dann schaukeln sich die Boni immer weiter hoch. Im heutigen Marktumfeld mit niedrigen Zinsen und sinkenden Gewinnmargen schwächt dieser Wettlauf die Finanzbranche noch mehr. Investmentbanking ist kein Perpetuum mobile der Geldvermehrung. Man muss die Boni-Befürworter an ihre eigenen Argumente erinnern: Es hieß ja stets, der Vorteil sei, dass Boni mit den Gewinnen schwanken könnten. Wer nun in schlechten Jahren behauptet, jetzt müsse erst recht ein Bonus bezahlt werden, macht sich unglaubwürdig.

Die Deutsche Bank kriselt bereits seit Jahren. Die besten Kräfte haben ohnehin das Weite gesucht. Wer noch geblieben ist, sollte sich anstrengen, dass die Bank wieder auf die Beine kommt - selbst wenn der Bonus einmal ein paar Jahre niedriger ausfällt.

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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