Debatte um Führungsstruktur:Führende Grüne beharren auf Doppelspitze

Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann hält nichts von der traditionellen Ämterteilung in seiner Partei. (Foto: dpa)

Der Vorstoß des grünen Ministerpräsidenten Kretschmann, die traditionelle Ämterteilung abzuschaffen, stößt in der Partei auf Kritik.

Die Grünen werden vorerst nichts an ihrem Prinzip einer Doppelspitze ändern. Beim Parteitag im vergangenen November habe die Partei beschlossen, per Urwahl von September an ein Spitzenduo für die Bundestagswahl 2017 zu bestimmen, sagte Bundesgeschäftsführer Michael Kellner.

"Das wäre der Zeitpunkt gewesen, zu beantragen, dass wir nur eine Spitzenperson wählen sollen." Dies habe aber niemand getan - auch nicht Baden-Württembergs Grünen-Chef Winfried Kretschmann.

Der grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs hatte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung das Prinzip der Doppelspitze kritisiert. Die Lehre aus seinem Wahlerfolg sei, dass die Wähler eine eindeutige Personalisierung wollten. Es sei eine "Schönwetterveranstaltung", wenn die Partei "ein Quartett" anbiete mit Doppelspitze in Partei und Fraktion.

Ablehnung von Fraktions- und Parteispitze

Die Grünen haben zwei Fraktions- und zwei Parteichefs, jeweils eine Frau und einen Mann, und jeweils einen Vertreter des linken und des Realo-Flügels der Partei. Es schade der Partei, im laufenden Verfahren Debatten darüber zu führen, sagte Kellner dazu.

Auch Fraktionschef Anton Hofreiter nannte es wenig hilfreich, "längst entschiedene Strukturdebatten wieder aufzumachen". Die Doppelspitze sei "ein zentrales Element unserer Frauenpolitik". Und sie passe "gut zu unserer lebendigen, pluralen Partei".

Grünen-Chefin Simone Peter lehnte Kretschmanns Forderung mit Blick auf die Gleichberechtigung von Frauen ab. Geschlechtergerechtigkeit sei für die Grünen nicht nur Thema in Sonntagsreden, sondern "gelebter Anspruch", sagte sie der Neuen Osnabrücker Zeitung. "Wir sind für die Doppelspitze, auch weil wir wissen, wie weit wir von Chancengleichheit bei der Besetzung von Spitzenpositionen in allen Gesellschaftsbereichen entfernt sind", sagte sie.

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ExklusivBaden-Württemberg
:Kretschmann will Doppelspitze bei den Grünen abschaffen

Baden-Württembergs Regierungschef hält die traditionelle Machtteilung in der Partei- und Fraktionsführung für überholt. Sein Wahlerfolg zeige, wie sehr Personalisierung von den Bürgern gewünscht sei.

Von Jan Heidtmann und Josef Kelnberger

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