Dauerbaustelle Elbphilharmonie:Ole von Beust weist Schuld an Problemen zurück

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77 Millionen Euro sollte der Bau der Hamburger Elbphilharmonie den Steuerzahler kosten, inzwischen sind es mehr als 320 Millionen Euro - und fertig ist das Prestigeprojekt auch noch nicht. Vor dem Untersuchungssausschuss hat Ex-Bürgermeister Ole von Beust jetzt die politische Verantwortung für die Missstände übernommen, von Schuld will er allerdings nicht sprechen.

Hamburgs ehemaliger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat die politische Verantwortung für die Probleme beim Bau der Elbphilharmonie übernommen. "Soweit diese Probleme in meiner Amtszeit liegen, trage ich dafür die Verantwortung im Guten wie im Schlechten", sagte von Beust vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschusses (PUA).

"Soweit diese Probleme in meiner Amtszeit liegen, trage ich dafür die Verantwortung": Hamburgs früherer Bürgermeister Ole von Beust vor dem Untersuchungssausschuss im Festsaal des Hamburger Rathauses. (Foto: dapd)

Einen Schuldzuspruch lasse er jedoch nicht gelten - er habe nicht "vorsätzlich oder fahrlässig" Schäden verursacht, erklärte der 56-Jährige im Großen Festsaal des Rathauses. Die Aussage des CDU-Politikers war mit Spannung erwartet worden. Kritiker machen von Beust für die zahlreichen Fehlentwicklungen beim Bau des Prestigeobjekts verantwortlich.

Die Vorwürfe: Trotz massiver Bedenken und ohne konkrete Planungen wurde der Bauauftrag Ende 2006 erteilt. Die nächsten Wahlen für von Beust standen im Jahr 2008 an - vorher wollte man das Richtfest noch feiern. Die Elbphilharmonie gilt als Lieblingsprojekt des CDU-Politikers, der von 2001 bis 2010 Bürgermeister der Stadt war.

"Ich bedaure es, dass die Schwierigkeiten, Verzögerungen, Kostensteigerungen und Verhandlungen über weitere Kostensteigerungen die richtige Entscheidung negativ belasten", sagte von Beust. Auch wenn im Nachhinein manches anders beurteilt werden könnte: Die Entscheidung zum Bau der Elbphilharmonie würde er heute wieder so treffen, betonte von Beust.

Vom Druck politischer Termine will der ehemalige Bürgermeister nichts gewusst haben und auch nicht versucht haben, den Bau voranzutreiben. "Ich habe niemals Einfluss auf die Bauzeit genommen", sagte von Beust. "Für mich waren die Termine nie besonders erheblich", erklärte der 56-Jährige im Hinblick auf die damals anstehenden Wahlen oder den Haushalt 2007. Entscheidend sei vielmehr gewesen, dass die Elbphilharmonie fertig würde. Vor dem Untersuchungsausschuss hatten zuvor mehrere Zeugen von spürbarem Druck berichtet.

Fertigstellung - immer wieder verzögert

Auch den Vorwurf, Kosten heruntergerechnet zu haben, wies von Beust von sich. Eine "Salami-Taktik" habe es nicht gegeben. "Wenn die Kosten sowieso rauskommen, ist es unsinnig, sie zu verschweigen", sagte er. Er habe außerdem zu Beginn der Planungen um eine realistische Einschätzung des Preises gebeten.

Von Beust verteidigte seine Entscheidung, Hartmut Wegener mit dem Projekt betraut zu haben. Aufgrund dessen Arbeit an vorherigen Projekten und seiner Erfahrung habe er "volles Vertrauen" zu dem Chef der städtischen Realisierungsgesellschaft ReGe gehabt.

Wie teuer das Jahrhundertbauwerk für die öffentliche Hand wird, ist noch offen. Zunächst sollte der Anteil der Steuerzahler am Bau der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron 77 Millionen Euro betragen. Mittlerweile liegt der Anteil bei 323,5 Millionen Euro - allerdings gibt es Mehrforderungen von Hochtief über 54 Millionen Euro.

Auch die Fertigstellung des Bauwerks verzögert sich immer wieder: Ursprünglich sollte das Konzerthaus 2010 eröffnet werden, zuletzt nannte Hochtief November 2014 als möglichen Übergabe-Termin.

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