Dänemark:Achtung, fliegende Ortsschilder

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  • In Nordschleswig beziehungsweise Süderjütland leben viele Deutsche. Der Bürgermeister der dänischen Stadt Haderslev lässt deswegen ein zweisprachiges Ortsschild aufstellen.
  • Doch nach zwei Wochen wird es aus der Erde gerissen und über eine Mauer in einen Garten geworfen.
  • Was für die einen Respekt und Willkommenskultur ist, geht anderen zu weit. Im April 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht schließlich Dänemark.

Von Silke Bigalke, Kopenhagen

Es geht ja eigentlich immer nur um ein, zwei Buchstaben. Schon wird eine norddeutsche Stadt wie Flensburg zum dänischen Flensborg. Beide Namen, der deutsche wie der dänische, stehen auf den gelben Ortsschildern, denn in Flensburg leben viele Dänen. Geht man allerdings auf die andere Seite der Grenze, werden ein paar Buchstaben schnell zum Problem.

Hans Peter Geil, Bürgermeister der dänischen Stadt Haderslev, hat das neue Ortsschild mit der deutschen Ergänzung "Hadersleben" deswegen nur ganz heimlich aufgestellt. Er sei der erste Bürgermeister in Dänemark, der dazu überhaupt den Mut gehabt habe, sagt Uwe Jessen, Mitglied im Stadtrat und Generalsekretär des Bunds Deutscher Nordschleswiger, der Dachorganisation der deutschen Minderheit in Dänemark.

Aabenraa ist Apenrade, Tønder Tondern, Sønderborg Sonderburg

Diese lebt vor allem in der Region, die Deutsche gerne Nordschleswig nennen, die in Dänemark aber Süderjütland, beziehungsweise Sønderjylland heißt. Am liebsten würde Jessen alle großen Städte dort deutsch untertiteln, Aabenraa mit Apenrade, Sønderborg mit Sonderburg, Tønder mit Tondern. Er spricht von Minderheitenschutz, von Respekt und Willkommenskultur. Vielen Dänen geht die deutsche Beschriftung aber zu weit, wegen ihres "sehr großen Nationalbewusstseins", so Jessen, und der schwierigen deutsch-dänischen Geschichte. Im April 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht das Nachbarland.

Das Schild von Bürgermeister Geil stand dann auch nur für etwa zwei Wochen. Unbekannte rissen es vergangenes Wochenende aus der Erde und warfen es über eine nahe gelegene Mauer in einen Garten. Der Bürgermeister war von dem Widerstand wenig überrascht. Er möchte das Schild nicht wieder aufstellen, sonst würde es noch zum Sport werden, es zu entfernen, sagt er dem dänischen Sender DR. "Es kann nicht richtig sein, dass man bei so einem Widerstand durch Vandalen aufgibt", hält Jessen dagegen. Die Entscheidung über das Schild gehöre in den Stadtrat. Stattdessen landet es nun wohl im Museum Sønderjylland. Immerhin, sagt Jessen. "Besser als auf dem Materialhof der Gemeinde."

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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