CSU:Liednummer 489

Ein Parteitag wie ein Hochamt: Aber die gezeigte Harmonie kann die Schäden der Kämpfe in der Union nicht beseitigen.

Von Heribert Prantl

Der Parteitag der CSU ist in der Messe Nürnberg, und die CSU nimmt das wörtlich: Sie zelebriert den Parteitag wie ein Hochamt. Zum Auftakt war es so, als seien Gebetbücher ausgeteilt worden; man hielt sich an Liednummer 489: Lasst uns loben, freudig loben.

Also: Seehofer lobt Söder, Söder lobt Seehofer, und dann noch mal von vorn, Refrain und Wiederholung. Angela Merkel macht das in ihrer Gastrede ähnlich: Merkel lobt Seehofer und Seehofer lobt Merkel und beide loben eine neue Geschlossenheit und beide geloben, dass die Zeit der Reibereien und der Schwächephasen nun vorbei sei. Merkel wie Seehofer machen kleine Scherzeleien über die Zeit des erbitterten Kriegs gegeneinander. Das alles ist heuchlerisch und trotz des Weihrauchs durchsichtig. Aber es ist bald Weihnachten und es soll Friede sein, weil Friede sein muss - Koalitionsgespräche mit der SPD stehen an im Bund; und im Land Bayern dräut die Landtagswahl. Und so reicht Merkel eine kurze, aber (trotz der hinter ihr liegenden Brüsseler Anstrengungen) recht kraftvolle Rede, um die CSU-Delegierten wieder auf ihre Seite zu ziehen: Merkel sagt, dass sie die CSU mag. Und die CSU mag nun auch Merkel wieder.

Aber der Harmonieexzess kann die Schäden, die der Kampf innerhalb der CSU und der zwischen CSU und CDU angerichtet hat, nicht beseitigen. Eine "restitutio in integrum", eine vollständige Ausheilung, wird es nicht mehr geben.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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