Bundeswehr:Und keiner geht hin

Die Wehrpflicht wieder aufleben zu lassen, wäre falsch.

Von Joachim Käppner

In der Bundeswehr geht der Nachwuchs aus. Noch reicht die Bewerberzahl für den freiwilligen Wehrdienst. Aber wenn die Streitkräfte wirklich die Wahl haben wollen, wen sie da an Waffen ausbilden, wird es mehr brauchen als die neuen Werbekampagnen, welche die Verteidigungsministerin veranlasst hat - aus guten Gründen: Die alten waren doch ein wenig grobschlächtig und ein beliebtes Spielfeld für Satiriker.

Immer wieder wird die Idee ins Spiel gebracht, zur Lösung der Personalnot die Wehrpflicht wieder einzuführen. Der Zwang zum Dienst an der Waffe ist, entgegen landläufiger Annahme, ja nicht abgeschafft, sondern nur ausgesetzt. Zuletzt hat der Reservistenverband die Rückkehr zur Wehrpflicht gefordert, und zwar als Reaktion auf die Terroranschläge von Paris. Das freilich wäre eine Panikreaktion und unnötig dazu, ebenso wie der ewige Wunsch, die Armee auch im Inland einzusetzen. Der Schutz vor inneren Bedrohungen ist Sache der Polizei, und sie macht sie gut; die Bedrohung durch den Terror ist nicht von der Art, welche eine Levée en masse erfordert.

Der Bundeswehr wäre weit mehr geholfen, wenn sie nicht mit wechselnden Aufgaben überfrachtet würde. Wer sie auf einseitige Weise zur Armee im Einsatz umreformiert und sich dann fragt, warum die Fähigkeit zur Verteidigung des Landes gelitten hat - der muss sich nicht wundern, wenn der Nachwuchs fortbleibt.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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