Bundeswehr in Afghanistan:Personenschutz für Oberst Georg Klein

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Die in Afghanistan verwundeten Soldaten kehren nach Deutschland zurück. Ein anderer verbirgt sich: Oberst Klein, der den Luftschlag nahe Kundus befohlen hatte, wird bedroht.

Der für den Luftschlag von Kundus verantwortliche Oberst Georg Klein wird nach Angaben seines Bonner Anwalts Bernd Müssig bedroht und genießt deshalb Personenschutz. "Klein ist persönlich gefährdet und hat schon vor einiger Zeit Personenschutz erhalten", sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung.

Befahl den umstrittenen Luftschlag auf die Tanklaster am Kundus-Fluss: Oberst Georg Klein (Foto: Foto: dpa)

Er gehe unter anderem "deshalb nicht davon aus, dass sich Klein den Medien zur Verfügung stellen wird und kann". Der Oberst könne es "sich nicht erlauben, in der Öffentlichkeit aufzutreten", so Müssig. Wer Klein bedroht, konnte sein Anwalt nicht sagen.

Der Oberst hatte das Bombardement vom 4. September 2009 mit nach offiziellen Angaben bis zu 142 Toten abgeordnet. Die Bundesanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen ihn am Montag offiziell eingestellt, weil sie zu dem Schluss gekommen war, er habe nicht gegen das Kriegsvölkerrecht verstoßen.

Inzwischen sind die sterblichen Überreste der vier in der Vorwoche in Afghanistan gefallenen Bundeswehrsoldaten in Deutschland eingetroffen. Die Maschine der Bundeswehr landete am frühen Morgen auf dem Flughafen Köln/Bonn, nachdem der Rückflug nach Deutschland sich wegen des gesperrten Luftraums verzögert hatte. Die Soldaten waren am Donnerstag bei einem Gefecht in der afghanischen Provinz Baghlan ums Leben gekommen.

"Ossifizierung" der Bundeswehr

Schon wenige Stunden zuvor war ein Flieger mit den am gleichen Tag in Afghanistan verletzten Bundeswehrsoldaten nach Deutschland zurückgekehrt. Ein Flugzeug brachte die fünf Männer am Dienstagabend von ihrer Zwischenstation Istanbul nach Köln-Wahn. Von dort aus wurden sie mit Fahrzeugen ins Bundeswehrkrankenhaus Koblenz transportiert, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte.

In der Bundeswehr leisten überdurchschnittlich viele Soldatinnen und Soldaten aus den neuen Ländern Auslandsdienst, berichtet die Thüringer Allgemeine. Das schlage sich auch in den Opferzahlen in Afghanistan nieder, berichtete die in Erfurt erscheinende Zeitung.

Demnach schnellte im vergangenen Jahr der Ost-Anteil der Soldaten im Auslandseinsatz auf 49 Prozent, 2008 sei nur ein Drittel der 5836 Bundeswehrsoldaten in Auslandseinsätzen aus den neuen Ländern gekommen. Zum Vergleich: Ostdeutsche machen etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Bis 2009 waren demnach 13 der 35 Afghanistan-Toten Soldaten aus den neuen Ländern.

Der Historiker Michael Wolffsohn sprach in der Zeitung von einer "Ossifizierung" der Bundeswehr. Dies hänge eng mit der ökonomischen Situation in Ostdeutschland zusammen, sagte der Wissenschaftler von der Bundeswehr-Universität München. Wolffsohn zufolge entwickelt sich die deutsche Armee zu einer "Unterschichtenarmee": "Die lebensgefährlichen, tödlichen Dienstleistungen sind den Unterschichten vorbehalten. Ich halte das für einen Skandal."

Dass junge Ostdeutsche länger in der Bundeswehr dienen wollen, sieht der FDP-Abgeordnete Rainer Stinner als Zeichen für die Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr. "Die steigt, wenn andere Möglichkeiten nicht gegeben sind. Das ist nichts Schlechtes", sagte er dem Blatt.

© dpa/AFP/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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