Bundeswehr:Erdoğans Spielchen

Warum die deutschen Soldaten in Konya bleiben sollten.

Von Christoph Hickmann

Die jüngste Geschichte der deutsch-türkischen Beziehungen verlängert sich gerade um ein weiteres unerfreuliches Kapitel. Diesmal geht es um den türkischen Nato-Stützpunkt Konya. Wer die Debatte über den deutschen Abzug von der Basis Incirlik verfolgt hat, dürfte das Muster erkennen: Wieder verweigert die Türkei (zumindest vorläufig) deutschen Parlamentariern das Recht, die in der Türkei stationierten Bundeswehrsoldaten zu besuchen. Und wieder gibt es deshalb Forderungen, die Soldaten abzuziehen. Das allerdings wäre diesmal die falsche Antwort.

Anders als in Incirlik, von wo aus die Bundeswehr selbständig Aufklärungs- und Tankflüge unternahm, sind die Deutschen in Konya fest in die Nato-Struktur eingebunden: Sie stellen einen Teil der Besatzungen in den Awacs-Aufklärungsflugzeugen der Allianz. Zöge Deutschland nun seine Soldaten ab, hätte das direkte Auswirkungen für die Nato-Partner.

Ihr Unmut darüber träfe nicht nur die Türkei, sondern auch Deutschland. Und damit hätte Präsident Recep Tayyip Erdoğan erreicht, was er mit der Aktion mutmaßlich erreichen will - schließlich weiß er genau, dass sich das Verständnis der meisten Verbündeten für die deutschen Sensibilitäten rund um das Thema Parlamentsarmee ohnehin in Grenzen hält. Den Gefallen sollte man ihm diesmal also nicht tun. Die Institution der Parlamentsarmee wird es vorerst überstehen.

© SZ vom 18.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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