Bundestagswahl für Kinder:Heftig streiten erwünscht

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68 Millionen Erwachsene, 14 Millionen Kinder: Allen kann man es nicht recht machen. Aber genau das ist der Job des Bundestags. Wie genau er dies tut, erfahrt ihr hier.

Claus Hulverscheidt

Deutschland ist eine Demokratie. Das ist ein griechisches Wort und bedeutet, dass alle Bürger mitentscheiden dürfen, welche Regeln für alle gelten. Viele Menschen glauben, eine Demokratie sei normal. Das ist sie aber nicht: In vielen Ländern legt nicht das Volk die Regeln fest, sondern eine kleine Gruppe oder sogar ein einzelner Mensch. Man spricht dann von einer Diktatur. Wer sich in einem solchen Land über den Diktator beschwert, kommt meist ins Gefängnis.

Wer überzeugen will, muss vor allem gut und viel reden können so wie hier Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). (Foto: Foto: dpa)

Der Bundestag entscheidet

Nun können auch in Deutschland nicht immer alle 68 Millionen Erwachsenen (oder auch nur die gut 62 Millionen Wähler) befragt werden, wenn etwa eine Autobahn gebaut werden soll. Das würde zu lange dauern. Deshalb bestimmen die Deutschen alle vier Jahre ungefähr 600 Menschen, die stellvertretend für alle entscheiden: Die Wähler schicken sie nach Berlin in den Bundestag, oder anders ausgedrückt: ordnen sie ab. Deshalb heißen diese Leute Abgeordnete.

Alle vier Jahre können sie darüber abstimmen, ob die Mitglieder des Bundestags ihre Arbeit gut gemacht haben: Wer zufrieden ist, wählt den gleichen Abgeordneten noch einmal, wer unzufrieden ist, wählt einen anderen. Im Bundestag diskutieren die Abgeordneten über alle wichtigen Fragen, die das Land betreffen. Am Ende wird abgestimmt. Dabei gilt: Wer mehr Stimmen erhält, gewinnt. Wer die neue Autobahn also unbedingt will, muss die Mehrheit seiner Kollegen überzeugen. Solche Entscheidungen sind nicht einfach.

Siehe das Beispiel Autobahn: Für Kinder, die auf dem Land wohnen, kann eine neue Autobahn ein Segen sein, weil sie dann mit den Eltern viel schneller zur Oma fahren können als bisher. Anders sieht das für die Menschen aus, die an der Autobahn wohnen: Sie müssen Lärm und Gestank ertragen. Weil das so ist, wird im Bundestag über die meisten Gesetze heftig gestritten. Das ärgert viele Bürger, die das Parlament für eine reine Quasselbude halten. Wer aber statt in einer Diktatur in einer Demokratie leben will, der muss mit Streit und Kompromissen leben. Sie gehören dazu.

Die Regierung führt aus

Wenn nun der Bundestag beschlossen hat, dass die Autobahn gebaut wird, dann muss jemand dafür sorgen, dass das passiert. Dafür ist die Bundesregierung zuständig. Ihr gehören die Bundeskanzlerin oder der Bundeskanzler und mehr als zehn Ministerinnen und Minister an. Für die Autobahnen ist der Verkehrsminister uuständig.

Der Außenminister kümmert sich um gute Zusammenarbeit mit anderen Ländern. Der Finanzminister muss dafür sorgen, dass die Politiker sparsam mit dem Geld umgehen. In Streitfällen hat die Bundeskanzlerin das letzte Wort. Obwohl Kanzlerin Angela Merkel und ihre Minister im Fernsehen öfter zu sehen sind als die einfachen Bundestagsmitglieder, sind die Abgeordneten die Wichtigeren: Nicht einmal Merkel kann ein Gesetz durchsetzen, wenn die Mehrheit der Abgeordneten gegen sie stimmt. Umgekehrt können die Abgeordneten einen anderen Politiker zum Bundeskanzler wählen, wenn ihnen der bisherige nicht mehr passt. Das kommt allerdings nur sehr, sehr selten vor.

© SZ vom 16.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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