Bundestag:Man spricht deutsch

EU-Dokumente müssen den Abgeordneten übersetzt werden.

Von Jan Heidtmann

Nun kann man sich natürlich wieder einmal leicht über diese dimpfligen Deutschen lustig machen. Da fordert der Bundestag, dass die Dokumente der EU-Institutionen auch in deutscher Sprache vorliegen sollen - ja, sprechen die denn kein Englisch in Berlin? Oder wollen etwa irgendwelche Krypto-Nationalisten schon wieder die deutsche Sprache retten?

Wer jemals auf die Gebrauchsanweisung auf Englisch für ein komplizierteres technisches Gerät angewiesen war, der weiß: Man kann die Fremdsprache durchaus einigermaßen beherrschen und trotzdem das Wesentliche nicht verstehen. Und genau darum geht es jetzt in dem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, um die Gebrauchsanweisungen für eine Finanztransaktionsteuer, für Handelspolitik oder die europäische Polizeibehörde Europol. Tausende solche Dokumente müssen die Abgeordneten des Bundestages lesen, um dann über oft weitreichende Konsequenzen zu entscheiden. Dafür benötigen die Parlamentarier präzise Informationen, und das ist auch eine Frage der Sprache.

Abseits davon wird regelmäßig verlangt, dass der Bundestag die Gesellschaft widerspiegeln muss. Neben dem notorischen Juristen soll auch der Bäckermeister vertreten sein. Dass der eine oder andere nicht gleich in der Lage ist, den TTIP-Verhandlungstext im Original zu lesen, das darf kein Nachteil für ihn sein.

© SZ vom 07.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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