Bundespräsident:"Vorbild für jeden von uns"

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Mevlüde Genç rief bereits kurz nach dem Anschlag zur Versöhnung auf. „Solingen ist zu meiner Heimat geworden und ich möchte hier bleiben, bis ich sterbe“, sagt die heute 75-Jährige. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Vor dem 25. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen trifft Steinmeier Mevlüde Genç, die damals zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verlor.

Zum 25. Jahrestag des Brandanschlags von Solingen mit fünf Toten hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dazu aufgerufen, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus entschieden zu bekämpfen. Steinmeier traf bereits am Freitag Mevlüde Genç, die bei dem Anschlag am 29. Mai 1993 zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verloren hat. Das teilte das Präsidialamt am Montag auf Facebook mit. Dabei sagte Steinmeier: "Die Erinnerung an diese grausame Tat darf nicht verblassen." Der Tag stehe aber auch für eine fortdauernde Aufgabe: "Er verdeutlicht die Verpflichtung unseres Gemeinwesens und unserer Institutionen, alle Bürgerinnen und Bürger zu schützen, gleich welcher Herkunft", betonte Steinmeier bei dem Gespräch im Schloss Bellevue.

Der Bundespräsident dankte auch den Angehörigen der Opfer und insbesondere Mevlüde Genç dafür, dass sie sich seit dem Anschlag für Versöhnung und ein friedliches Miteinander in Solingen engagierten. "Das ist nach dem, was sie erleben mussten, wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Mevlüde Genç kann Vorbild für jeden von uns sein, sich gegen Diskriminierung, Rassismus und Gewalt zu engagieren."

An diesem Dienstag sind Gedenkfeiern in Düsseldorf und Solingen geplant. Bei der Gedenkfeier des Landes Nordrhein-Westfalen am Mittag in der Düsseldorfer Staatskanzlei auf Einladung von Ministerpräsident Armin Laschet werden Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) und der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu sprechen. An der Veranstaltung in kleinem Rahmen nimmt außerdem das Ehepaar Mevlüde und Durmus Genç teil.

Am Nachmittag schließen sich die offiziellen Gedenkveranstaltungen in Solingen an. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) und sein türkischer Kollege Çavuşoğlu sind als Redner am Mahnmal für die Opfer vorgesehen. Außerdem sprechen der stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP), der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) und die Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Solingen, Ilka Werner. Vorgesehen sind überdies eine Schweigeminute, eine Koranrezitation und ein Gebet. Nach der Gedenkstunde ist ein stilles Gedenken mit Angehörigen der Opferfamilie am Ort des Anschlags in der Unteren Wernerstraße geplant, wo das zerstörte Wohnhaus stand. Anschließend sind ein interreligiöses Gebet sowie eine gemeinsame Iftar-Feier vorgesehen. Am späten Abend schließt der Tag mit einem Schweigemarsch.

Bei dem Brandanschlag von vier jungen Männern mit Verbindungen zur rechtsextremen Szene waren am 29. Mai 1993 fünf türkische Mädchen und Frauen im Alter von 4 bis 27 Jahren ums Leben gekommen, acht Menschen wurden schwer verletzt. Die Täter, die 1995 wegen Mordes verurteilt wurden, sind nach abgesessener Strafe wieder frei.

© SZ vom 29.05.2018 / epd, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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