Bürgerkrieg in Syrien:Assad-Truppen überrennen Vorort von Damaskus

Lesezeit: 2 min

Erbittert verteidigt das Regime von Baschar al-Assad die syrische Hauptstadt. Oppositionellen zufolge hat die Armee die Protesthochburg Schaba vor Damaskus eingenommen. Regierungsgegner befürchten jetzt willkürliche Erschießungen.

Syrische Regierungstruppen haben nach Angaben der Opposition am Samstagmorgen den Vorort Schaba bei Damaskus überrannt. Dem Angriff sei schwerer Artilleriebeschuss vorausgegangen, bei dem mindestens ein Zivilist getötet und Dutzende weitere verletzt worden seien, berichteten syrische Exil-Aktivisten.

Straßenkämpfe in ganz Syrien: Hier ein Bild aus Midan (Foto: dpa)

Das Militär soll bei seinem Vorgehen auch von regimetreuen Milizen unterstützt worden sein. Die Oppositionellen befürchteten nach der Einnahme des Ortes willkürliche Erschießungen.

Schaba ist wie etliche andere Siedlungen im Umland der syrischen Hauptstadt eine Protesthochburg. Vor knapp einer Woche hatten die Kämpfe zwischen Regimegegnern und Regierungstreuen auch die Hauptstadt Damaskus erfasst.

Seither ist die syrische Staatsmacht schwer getroffen worden. Bei einem Bombenattentat auf den nationalen Krisenstab, zu dem sich die Freischärler der Freien Syrischen Armee bekannten, waren am Mittwoch vier der engsten Vertrauten von Machthaber Baschar al-Assad tödlich verletzt worden.

Menschen aus Aleppo fliehen vor Kämpfen

Auch in der nordsyrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo gab es wieder Kämpfe zwischen der Armee und den Aufständischen. Nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gingen die Gefechte am Samstag den zweiten Tag in Folge weiter. Einwohner seien wegen der Offensive auf der Flucht, teilten die oppositionellen Örtlichen Koordinationskomitees (LCC) der Protestbewegung mit.

In Aleppo hatte sich der Widerstand gegen Assad erst in den vergangenen Monaten gebildet. Dort war es nach Beginn der Revolte im März 2011 lange Zeit ruhig geblieben. Inzwischen gilt die Universität von Aleppo als Zentrum der Widerstandsbewegung der Stadt.

Die syrische Muslimbruderschaft hat den Friedensplan von UN-Sondervermittler Kofi Annan unterdessen für gescheitert erklärt. Der Annan-Plan habe das Sterben von Zivilisten nicht verhindern können und dem Assad-Regime nur Zeit verschafft, sagte Gaysa Ulabi, einer der führenden Köpfe, der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu in Istanbul. Dort hatte sich die sunnitische Muslimbruderschaft zu einer dreitägigen Konferenz getroffen. Der im März vorgelegte Sechs-Punkte-Plan des früheren UN-Generalsekretärs sah unter anderem eine Waffenruhe und den Rückzug der syrischen Truppen aus den städtischen Kampfzonen vor.

Israel schließt Militäreinsatz nicht aus

Israel schließt ein militärisches Eingreifen in Syrien nicht aus, falls die syrische Regierung Chemiewaffen oder Raketen an die radikal-islamische Hisbollah aus dem Libanon weiterreicht. Verteidigungsminister Ehud Barak sagte dem TV-Sender Channel 10, er habe das Militär angewiesen, sich auf eine solche Entwicklung vorzubereiten. In dem Moment, in dem der Sturz des syrischen Präsidenten beginne, werde Israel die Beobachtung durch Geheimdienste vorantreiben und mit anderen Diensten zusammenarbeiten. Die Hisbollah hat in der Vergangenheit militärische und finanzielle Unterstützung aus Syrien und Iran erhalten.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: