Britischer Spitzel enttarnt:Der Spion in Kletterschuhen

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Tätowierte Arme, lange Haare: Mark Kennedy fiel nicht auf in der linken Szene, wo er mit mehreren Frauen Affären einging. Jahrelang horchte er für Scotland Yard Aktivisten aus - und beging selbst Straftaten. Nun steht fest, dass der Brite mit deutschen Behörden kooperierte.

Mark Kennedy war der Spion in Kletterschuhen. Sieben Jahre lang war der britische Polizist unter dem Decknamen Mark Stone in Europa unterwegs und spionierte dabei auch in Deutschland. Seinen Freunden sagte er, er sei freiberuflicher Kletterer. Doch sein Arbeitgeber war die Londoner Kriminalpolizei Scotland Yard.

Er horchte jahrelang in der linken Szene Aktivisten aus: Der Brite Mark Kennedy. (Foto: The Guardian)

Kennedy war aktiv in der linken Szene, er hörte sich bei Umweltaktivisten um, nahm an den Protesten gegen den G-8-Gipfel in Heiligendamm teil und leitete dabei vertrauliche Informationen an britische und deutsche Behörden weiter. Dabei habe er auch Straftaten begangen und Aktivisten zu militanten Einsätzen angestiftet, berichtete die britische Zeitung The Guardian, die den Fall aufdeckte. Aufgeflogen ist Kennedy, nachdem er bei einer Protestaktion am britischen Kohlekraftwerk Ratcliffe-on-Soar im April 2009 festgenommen worden war.

Nun soll Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) im Bundestags-Innenausschuss am Mittwoch den Einsatz des verdeckten Ermittlers bestätigt haben, wie Teilnehmer der vertraulichen Ausschusssitzung berichteten. Die Verantwortung für die Zusammenarbeit trage aber nicht das BKA, sondern die Bundesländer, mit denen Kennedy zusammengearbeitet habe, habe Ziercke gesagt. Der verdeckte Ermittler soll mit den Bundesländern Baden-Würtemberg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin vertragliche Vereinbarungen getroffen haben.

Das BKA wollte sich offiziell nicht zu Mark Kennedy äußern. Fälle verdeckter Ermittler werden aus einsatztaktischen Gründen niemals offiziell kommentiert, sagte ein Behördensprecher auf Anfrage von sueddeutsche.de. Grüne und Linke verlangen nun weitere Aufklärung von der Bundesregierung.

Angeblich sexuelle Kontakte zu Aktivistinnen

Den Informationen aus dem Bundestags-Innenausschuss zufolge, bestätigte Ziercke, dass der Spion zweimal strafrechtlich in Deutschland aufgefallen sei. Beim G-8-Gipfel in Heiligendamm hatte Stone sich an einer Straßenblockade beteiligt. In Berlin soll er bei der Brandstiftung einer Mülltonne beteiligt gewesen sein.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte außerdem berichtet, dass Stone sexuelle Kontakte zu Frauen der linken Szene gehabt habe. Dies verstoße gegen die Regeln für den Einsatz verdeckter Ermittler, soll Ziercke im Ausschuss gesagt haben.

Mark Kennedy soll seit seiner Enttarnung in den USA untergetaucht sein.

© sueddeutsche.de/dpa/inra - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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