Arabische Liga schickt Beobachter nach Syrien:Zehntausende protestieren in Homs gegen Assad

Lesezeit: 2 min

Der Besuch der Beobachter scheint die Regimegegner zu ermutigen: Zehntausende demonstrieren nach Angaben von Menschenrechtsgruppen in Homs gegen Präsident Assad. Sicherheitskräfte setzen Tränengas ein, um die Menge auseinanderzutreiben. Noch am Dienstagmorgen stand die Stadt unter schwerem Beschuss. Doch kurz bevor die Delegation der Arabischen Liga eintraf, soll die Armee ihre Angriffe gestoppt und die Panzer abgezogen haben.

Mehr als 70.000 Menschen sollen es inzwischen sein. Sie gehen gegen Präsident Assad auf die Straße, in Homs, der drittgrößten Stadt des Landes, die in den vergangenen Wochen und Monaten einer der Hauptschauplätze des Protests gegen das Regime war.

Ein Panzer des Assad-Regimes in Homs: Offenbar wurden einige jetzt aus der Stadt abgezogen. (Foto: AFP)

Der Protestzug bewege sich auf das Stadtzentrum zu, meldet die in London ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Sicherheitskräfte versuchen demnach, den Protestzug mit Einsatz von Tränengas zu stoppen. Augenzeugenberichte sind nur schwer zu bekommen, in Syrien herrscht eine Medienblockade, ausländische Journalisten dürfen nicht einreisen.

Offenbar fühlen sich die Demonstranten durch den Besuch einer Beobachtergruppe der Arabischen Liga ermutigt. Am Dienstagvormittag war eine erste Delegation von etwa 50 Beobachtern in Syrien eingetroffen. Der private Fernsehsender Dunia berichtete, in Homs seien die Beobachter vom örtlichen Gouverneur Ghassan Abdel Al empfangen worden.

Zuvor hatte die Stadt am frühen Morgen nach Angaben von Oppositionsaktivisten unter heftigem Beschuss gestanden. Bei Gefechten im Stadtteil Baba Amro seien sechs Menschen getötet worden. Nach Ankunft der Beobachter seien des Kämpfe in der Stadt allerdings eingestellt worden. Ein Oppositionsaktivist sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Es ist jetzt ruhig, keine Maschinengewehrsalven, keine Raketeneinschläge."

Kurz vor der Ankunft der Mission seien etwa elf Panzer aus dem Stadtteil Baba Amro abgezogen worden, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Einige Fahrzeuge der Streitkräfte seien aber lediglich in Kasernen verlegt worden, "von wo sie innerhalb von fünf Minuten wieder eingesetzt werden können".

Nach einer Vereinbarung zwischen der Arabischen Liga und dem Regime von Baschar al-Assad sollen 150 Diplomaten und andere arabische Experten den Abzug der syrischen Armee aus den Städten und die Freilassung politischer Gefangener überwachen. Ziel ist es, das seit März andauernde Blutvergießen zu beenden. Nach UN-Schätzungen sind seit Beginn des Aufstands gegen Assad mehr als 5.000 Menschen getötet worden.

Mindestens 60 Menschen sollen die syrischen Truppen bereits am Montag in Homs getötet haben. Dutzende seien verletzt worden, darunter auch ein Beobachter der Arabischen Liga.

Die syrische Opposition hatte die Beobachter zuvor bereits aufgefordert, sich "unverzüglich" nach ihrer Ankunft in die von Regierungskräften belagerten Viertel von Homs zu begeben. Dort sollen sie "das Töten beenden". Das rund 160 Kilometer nördlich von Damaskus gelegene Homs, mit 1,6 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Syriens, ist eine Hochburg der Revolte.

Die Arabische Liga hatte wochenlang mit der syrischen Führung über die Entsendung von Beobachtern verhandelt. Diese werden bei ihren Besuchen zwar von der Regierung befördert, Delegierte der Gruppe betonten aber, sie könnten die Orte erreichen, zu denen sie wollten.

Außerdem ist ein Dialog zwischen Regierung und Opposition vorgesehen. Ferner sollten Menschenrechtsgruppen und Journalisten wieder nach Syrien einreisen dürfen. Bis Monatsende sollen alle Beobachter in Syrien sein.

© Reuters/dpa/AFP/str - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: