Tunesischer Ministerpräsident bei Merkel:Polizei stoppt Femen-Proteste vor dem Kanzleramt

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Femen-Aktivistinnen vor dem Bundeskanzleramt. (Foto: AFP)

Mit nacktem Oberkörper protestierten die Femen-Aktivistinnen vor dem Kanzleramt, forderten die Freilassung inhaftierter Mitstreiterinnen in Tunesien - darunter auch eine Studentin aus Hamburg. Doch die Polizei löste die Demo auf. Kanzlerin Merkel will den Fall beim Mittagessen mit dem tunesischen Regierungschef Larayedh besprechen.

Die Polizei hat einen Protest der Frauenrechtsgruppe Femen vor dem Kanzleramt aufgelöst. Drei Aktivistinnen hatten am Freitagmorgen mit nacktem Oberkörper für die Freilassung von Mitstreiterinnen demonstriert, die in Tunesien in Haft sitzen. Mit in die Luft gereckten Fäusten forderten sie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor deren Treffen mit dem tunesischen Regierungschef Ali Larayedh am Freitagmittag auf, vier in dem islamischen Staat inhaftierte Femen-Aktivistinnen zu "befreien".

Nach Angaben eines Polizeisprechers schritten Beamte gegen den nicht angemeldeten Protest ein und erteilten den Frauen einen Platzverweis.

Zwei der Demonstrantinnen vor dem Kanzleramt hatten auf ihrer Brust die Vornamen der vier Gefängnisinsassinnen Joséphine, Marguerite, Pauline und Amina geschrieben, deren Freilassung sie verlangen.

Joséphine W. ist eine Hamburger Studentin, die mit den Französinnen Marguerite und Pauline vor dem Justizpalast in Tunis ebenfalls mit nacktem Oberkörper gegen die Inhaftierung der 18-jährigen Femen-Aktivistin Amina Sboui demonstriert hatte. Alle drei wurden danach wegen "unzüchtigen Verhaltens" angeklagt. Ihr Prozess ist am Mittwoch auf den 12. Juni vertagt worden.

Larayedh verspricht rechtstaatliches Verfahren

Ministerpräsident Ali Larayedh hat der Hamburgerin Joséphine W. ein rechtsstaatliches Verfahren zugesagt: "Ich kann im Allgemeinen die Entscheidung der Justiz hier nicht kommentieren. Aber seien Sie gewiss, dass wir die persönlichen Rechte jedes Betroffenen achten, jedes Bürgers und aller unserer Gäste", sagte der Politiker im ARD-"Morgenmagazin". "Die Verfassung wird alle Freiheiten gewährleisten", versicherte er. Kanzlerin Merkel will den Fall der deutschen Femen-Aktivistin nach Angaben ihres Sprechers beim Treffen mit Larayedh ansprechen.

In Tunesien, dem Mutterland des Arabischen Frühlings, war im März nach einer politischen Krise und schweren Unruhen eine neue Regierung ins Amt gekommen. Bei den Arbeiten an der Verfassung geht es auch um eine friedliche Balance zwischen konservativ-islamistischen und weltlichen Strömungen im Land.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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