Berlin:Unternehmensberater wird neuer Lageso-Chef

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Der Berliner Senator für Gesundheit und Soziales, Mario Czaja (CDU, links), stellt den neuen Lageso-Präsident Sebastian Muschter (rechts) vor. (Foto: dpa)
  • Das Berliner Landesamt für Gesundheit wird in den kommenden zwölf Monaten von einem Unternehmensberater geleitet.
  • Vor dem Amt herrschten teilweise chaotische Zustände. Täglich harrten Hunderte Flüchtlinge auf die Bearbeitung ihrer Anträge vor dem Lageso-Gebäude aus.
  • Lageso-Chef Franz Allert war im Dezember auf Druck des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller zurückgetreten.

Von Jens Schneider, Berlin

Ein Unternehmensberater soll als neuer kommissarischer Präsident die massiven Probleme im Berliner Landesamt für Gesundheit (Lageso) lösen. Der Berliner Senat stellte den Diplom-Kaufmann Sebastian Muschter als neuen Chef des Amtes vor, das seit Monaten wegen der Unzulänglichkeiten bei der Betreuung von Flüchtlingen in der Kritik steht. Er kommt vom Beratungsunternehmen McKinsey und kennt die Situation am Lageso. Muschter gehörte zu einem Team des Unternehmens, das seit Ende September das Lageso und den Berliner Senat offenbar unentgeltlich beriet und Lösungsvorschläge entwickelte.

Der Berater-Einsatz am Lageso ist nach Angaben des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) "Teil von McKinseys sozialem und humanitärem gesellschaftlichen Engagement". Alle Leistungen würden "pro-bono erbracht, dem Land Berlin entstehen durch den Einsatz von McKinsey keine Kosten", betonte er. Muschter bekommt nun für die Leitung des Amtes vom Senat einen Vertrag für zwölf Monate. Der Berliner Senat plant zudem zum Frühjahr eine Auslagerung des Flüchtlingsmanagements in eine neu zu schaffende Behörde.

Viele Flüchtlinge harrten vor dem Lageso Stunden und sogar Tage aus

Vor dem Lageso in Berlin-Moabit hatten seit dem Sommer täglich Hunderte Flüchtlinge auf Hilfe gewartet, oft vergeblich. Das unterbesetzte Amt gab zwar Wartenummern und zum Teil Termine aus, konnte aber viele Antragsteller trotzdem nicht annehmen. Viele harrten - zunächst nur durch freiwillige Helfer versorgt - Stunden und sogar Tage aus. Warteschlangen bildeten sich bereits am späten Abend für den jeweils folgenden Morgen. Die Situation verbesserte sich über Monate kaum.

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Im vergangenen Dezember trat der Chef des Landesamtes auf Druck des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) zurück. Müller warf auch Sozialsenator Mario Czaja (CDU) vor, die Situation nicht in den Griff zu bekommen. Czaja sagte am Donnerstag, dass der neue Amtschef durch seine Beratungstätigkeit im Lageso bereits umfassende Kenntnisse im Flüchtlingsmanagement erworben habe. Er sei mit den Strukturen vertraut und werde keine Einarbeitungszeit brauchen. Der 46-Jährige hat an der Universität Siegen studiert und promovierte 1999 an der Schweizer Universität St. Gallen im Fach Informations-Management. Nach sechs Jahren Tätigkeit in den USA begann er 2004 bei McKinsey.

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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