Bengasi:Libysche Bürger stürmen Islamisten-Lager

Hunderte Demonstranten haben in Bengasi den Stützpunkt einer radikalislamischen Miliz gestürmt. Sie gilt als treibende Kraft hinter dem Angriff auf das US-Konsulat vor einer Woche, bei dem der US-Botschafter in Libyen und drei weitere Amerikaner getötet worden waren.

In der ostlibyschen Hafenstadt Bengasi haben Bewohner in der Nacht zum Samstag mehrere Lager islamistischer Milizen gestürmt. Nach Berichten des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira wurden bei Schusswechseln mindestens drei Menschen getötet und 20 weitere verletzt. Am Freitagnachmittag hatten sich bereits etwa 20.000 Menschen an einer Demonstration gegen Gewalt und die bewaffneten Islamisten beteiligt.

Zehn Tage zuvor waren bei einem Angriff auf das US-Konsulat in der Stadt der amerikanische Botschafter und drei weitere US-Bürger getötet worden. Mit Rufen wie "Nein zu den Milizen" stürmten den Berichten zufolge Hunderte aufgebrachte Bürger das Hauptquartier der Ansar al-Scharia-Miliz, die an der Attacke auf das US-Konsulat beteiligt gewesen sein soll.

Die zum Teil bewaffneten Demonstranten hätten die Kämpfer aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen, und sie aus dem Lager vertrieben. Auf Fernsehbildern waren brennende Gebäude und Fahrzeuge zu sehen. "Nach dem, was im amerikanischen Konsulat geschehen ist, haben wir genug von den Extremisten", sagte ein Demonstrant laut Al-Dschasira.

Als die Menge ein weiteres Milizen-Lager in der Stadt stürmen wollte, sei sie von Kämpfern aus Maschinengewehren beschossen worden. Mehrere Angreifer seien verletzt worden. Wie es unter Berufung auf Krankenhausangaben hieß, kamen insgesamt drei Menschen ums Leben.

Der Ansar al-Scharia-Miliz werden Verbindungen zum Terrornetz al-Qaida nachgesagt. Schon kurz nach dem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi, bei dem in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche US-Botschafter Chris Stevens und drei weitere Amerikaner getötet wurden, war die Gruppe als möglicher Drahtzieher genannt worden. Die Kommandeure der Miliz bestreiten allerdings jede Beteiligung an dem Angriff.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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