Umfrage in der Truppe:Soldaten halten Frauen in der Bundeswehr für ungeeignet

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Frauen bei der Bundeswehr: Seitens der Männer in der Truppe wachsen die Vorbehalte. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Zu schwach und untauglich für den Kampfeinsatz: Bundeswehrsoldaten sehen die Frauen in der Truppe zunehmend kritisch. Das geht aus einer Studie hervor. Umgekehrt beklagen Soldatinnen, dass sie von ihren Kameraden sexuell belästigt werden.

In der Bundeswehr wachsen die Vorbehalte gegenüber Frauen. Immer mehr Soldaten kritisieren einer Studie zufolge, dass die deutsche Armee wegen der Frauen in ihren Reihen an Kampfkraft verliert. Die Männer in der Truppe bemängelten zunehmend, dass Frauen ungeeignet für körperlich fordernde Tätigkeiten oder dem harten Leben im Feld nicht gewachsen seien, sagte der Autor der Studie des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Gerhard Kümmel.

Befragt wurden von August bis Oktober 2011 knapp 5000 Soldatinnen und Soldaten. Mehr als die Hälfte der Männer gab an, die Bundeswehr verändere sich infolge der Integration von Frauen zum Schlechteren. Diese Meinung war mit 56,6 Prozent zudem stärker vertreten als bei der vorangegangenen Befragung im Jahr 2005 mit 51,6 Prozent.

Derzeit sind 18.500 Frauen in der Bundeswehr, sie stellen etwa zehn Prozent der Armee. Angestrebt wird im Truppendienst - also bei Heer, Luftwaffe und Marine - ein Frauenanteil von 15 Prozent. Im Sanitätsdienst, wo heute schon 42 Prozent Soldatinnen beschäftigt sind, sind 50 Prozent das Ziel.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte Konsequenzen an, um die Frauen besser ins Militär zu integrieren: "Wir müssen die Karrierepfade für Frauen gangbarer machen, die Vereinbarkeit von Dienst und Familie zügig vorantreiben und auch besser sichtbar machen, wie sehr die Bundeswehr von der wachsenden Zahl Frauen in der Truppe profitiert", sagte sie. "Die Bundeswehr braucht die fähigsten Köpfe, und davon sind ebenso viele weiblich wie männlich."

Ein großes Problem für die Frauen ist, dass sie sich häufig gegen sexuelle Belästigung wehren müssen. Der Erhebung zufolge wurden insgesamt 55 der Prozent befragten Soldatinnen sexuell belästigt. 47 Prozent berichteten über verbale Belästigungen, 25 Prozent über das sichtbare Anbringen pornografischer Darstellungen und 24 Prozent über "unerwünschte sexuell bestimmte körperliche Berührungen". Drei Prozent gaben an, Opfer sexuellen Missbrauchs geworden zu sein.

© Süddeutsche.de/AFP/Reuters/dpa/ter - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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