Banken:Und sie zahlen doch

Die Regierungen bemühen sich darum, dass das Haftungsprinzip in die Finanzwelt zurückkehrt.

Von Claus Hulverscheidt

Zu den zentralen Ursachen der Weltfinanzkrise des Jahres 2008 zählt neben Gier, Ignoranz und anderen menschlichen Schwächen der Umstand, dass es den Banken damals gelungen war, den vielleicht wichtigsten aller marktwirtschaftlichen Grundsätze außer Kraft zu setzen: das Haftungsprinzip. Es besagt, dass all die, die am Erfolg einer Firma verdienen, bei Misserfolg für dasselbe Unternehmen einstehen. Ausgerechnet im Geldgeschäft lief es umgekehrt: Die einen - Banker, Aktionäre, Kreditgeber - kassierten, die anderen - Staat, Steuerzahler, Kunden - zahlten. Eine Perversion.

Allen gegenteiligen Mythen zum Trotz haben die Regierungen seither weltweit einiges unternommen, um das Haftungsprinzip in die Finanzwelt zurückzubringen und auch große Geldhäuser notfalls abwickeln zu können. Der Plan der US-Notenbank Fed, nach den Aktionären nun die Kreditgeber der führenden Institute zu mehr Verantwortungsbewusstsein zu zwingen, ist dafür der jüngste Beleg.

Ob Rettungsaktionen auf Staatskosten damit der Vergangenheit angehören, ist dennoch fraglich. Die Bundesregierung etwa wird in einer Krise abwägen müssen, ob die Abwicklung beispielsweise der Deutschen Bank im Fall des Falles tatsächlich die aus Steuerzahlersicht sinnvollste Lösung wäre. Immerhin: Sollte die Antwort Nein lauten, werden beim nächsten Mal auch alle vorherigen Nutznießer der Bank kräftig zur Kasse gebeten werden.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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