Bahn:Was wichtig ist

Wollen Arbeitnehmer mehr Geld oder mehr Freizeit?

Von Detlef Esslinger

Bei der Bahn wird ordentlich gezahlt, aber es sind gewiss keine Pilotengehälter, die das Unternehmen seinen Mitarbeitern überweist. Doch mit denen vergleicht sich auch keiner, wie der Tarifabschluss überdeutlich zeigt, den nun die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) namens ihrer Mitglieder mit dem Konzern geschlossen hat. Er offenbart, dass zumindest in diesem Konzern die Bezahlung nicht das dringendste Problem zu sein scheint.

Das Besondere ist, dass Bahn-Beschäftigte künftig wählen können, ob sie mehr Geld oder mehr Freizeit möchten. Genau dies wollte die Gewerkschaft für ihre Mitglieder durchsetzen - wer im Schichtbetrieb arbeitet, dem wird Erholung irgendwann offenbar wichtiger als mehr Geld. Auch die Forderungen der GDL, der anderen Bahngewerkschaft, deuten darauf hin: Sie verlangt, dass das Zugpersonal - das ja nicht nur im Schichtbetrieb arbeitet, sondern dies zum Teil auch noch, ohne abends heim zu können - künftig pro Woche zwei Tage nacheinander frei hat.

Derlei wäre selbst für Piloten nicht zu viel verlangt; ein Arbeitgeber, der das Bedürfnis nach einem Familienleben nicht befriedigen kann, wird künftig immer länger suchen müssen, um sein Personal zusammenzubekommen. "Work-Life-Balance" war lange Zeit bloß ein nettes Schlagwort. Jetzt machen Arbeitgeber und Gewerkschaften sich daran, sie zu organisieren.

© SZ vom 14.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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