Ausweitung des Atalanta-Einsatzes:EU-Mission beschießt Piratenlager an Somalias Küste

Die EU zeigt Härte gegen die Piraten am Horn von Afrika. Nach der umstrittenen Ausweitung der Atalanta-Mission greifen europäische Soldaten erstmals Ziele der Seeräuber am Strand von Somalia an. Die EU-Außenbeauftragte Ashton spricht von einer "erfolgreichen Operation" und erinnert an die vielen entführten Seeleute, die noch immer in der Hand der Kriminellen sind.

Soldaten der EU-Anti-Piraten-Mission Atalanta haben erstmals seit der Mandatsausweitung Ziele an der somalischen Küste beschossen. "EU-Kräfte führten eine Operation aus, um Ausrüstung der Piraten an der somalischen Küste zu zerstören", teilte ein Sprecher der Atalanta-Mission mit.

Bundeswehr jetzt auch an Land auf Piratenjagd

Erstmals geht die EU-Anti-Piraten-Mission aus der Luft gegen die Seeräuber an der Küste Somalias vor. Im Bild: Ein Bordhubschrauber der Deutschen Marine vom Typ Mk 88 A Sea Lynx, die ebenfalls an dem Einsatz beteiligt ist.

(Foto: dpa)

Somalier kamen durch den Beschuss demnach nicht zu Schaden. Es war die Rede von einer "gezielten, präzisen und angemessenen Aktion", die aus der Luft durchgeführt wurde. Alle Soldaten seien sicher zu den EU-Kriegsschiffen zurückgekehrt. Der Beschuss habe "mit voller Unterstützung" der somalischen Übergangsregierung stattgefunden.

Nach Angaben aus EU-Kreisen wurden die Ziele aus weniger als hundert Metern Entfernung von der Küste von einem Hubschrauber aus beschossen. "Zu keinem Zeitpunkt" hätten Soldaten des EU-Einsatzes somalischen Boden betreten, hob Atalanta in der Mitteilung hervor. Die Verwendung von Bodentruppen ist im Rahmen des neuen Mandats nicht vorgesehen.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sprach von einer "erfolgreichen Operation", mit der Lager der Seeräuber zerstört worden seien. Sie erinnerte daran, dass noch immer rund 200 Seeleute in den Händen der Piraten sind.

Angriffe aus der Luft oder von Schiffen aus auf Ziele wie Boote, Waffenlager, Treibstofftanks und andere Einrichtungen der Piraten an der somalischen Küste bis zu zwei Kilometern ins Landesinnere sind der Atalanta-Mission erst seit einer kürzlichen Mandatsänderung erlaubt, auf die sich die EU-Länder nach langer Diskussion geeinigt hatten.

EU erhöht Druck auf Piraten

Bei der Abstimmung im Bundestag am vergangenen Donnerstag setzten Union und FDP die Mandatserweiterung gegen den Willen der Opposition durch. Damit wurde erstmals ein Auslandseinsatz deutscher Soldaten im Bundestag nicht mit der breiten Unterstützung durch fast alle Parteien beschlossen.

Im Rahmen der Atalanta-Mission sind rund 340 Bundeswehrsoldaten eingesetzt. Der Einsatz gegen die Ausrüstung der Piraten sei lediglich eine Ausweitung der bisherigen Aktionen gegen die Piraten auf See, erklärte der Befehlshaber des Atalanta-Einsatzes, der britische Konteradmiral Duncan Potts, am Dienstag. Dadurch solle der Druck auf die Piraten erhöht werden.

Im Kampf gegen die Piraterie am Horn von Afrika ist die EU-Mission Atalanta seit Ende 2008 unter Beteiligung der Bundeswehr tätig. Ziel ist der Schutz von Handelsschiffen und Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms der UN. Doch die Zahl von Piratenangriffen vor der somalischen Küste, im Indischen Ozean und im Arabischen Meer ist weiterhin hoch. Das Seegebiet gilt als das gefährlichste der Welt, allein im vergangenen Jahr gab es dort rund 230 Piratenangriffe.

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