Aufklärungsdrohne für die Bundeswehr:Milliardenprojekt Euro Hawk steht vor dem Aus

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Der Euro Hawk der Bundeswehr auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. (Foto: dpa)

Das Verteidigungsministerium steht offenbar kurz davor, den Kauf der Aufklärungsdrohne Euro Hawk zu stoppen. Grund sollen massive Probleme bei der Zulassung des unbemannten Flugzeugs für den europäischen Luftraum sein. Insgesamt waren für das Projekt 1,2 Milliarden Euro veranschlagt.

Die Aufklärungsdrohne Euro Hawk steht in Deutschland vor dem Aus: Das Bundesverteidigungsministerium wird das unbemannte Flugzeug nicht beschaffen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Eine Musterzulassung der Drohne wäre nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand von 500 bis 600 Millionen Euro zu erreichen, hieß es laut Medienangaben in Regierungskreisen.

Sogar das Risiko eines Scheiterns lasse sich nicht ausschließen. Eine Serienbeschaffung von vier weiteren Euro Hawks werde es daher nicht geben. Beim Euro Hawk handelt es sich um die US-Drohne Global Hawk des Rüstungskonzerns Northrop Grumman, die mit spezieller Aufklärungstechnik des europäischen Konzerns EADS ausgestattet ist. Das Verteidigungsministerium erwägt nun, die Aufklärungstechnik in eine andere Drohne zu integrieren.

Als erstes hatte die Frankfurter Allgemeinen Zeitung über den Vorfall berichtet. Dem FAZ-Bericht zufolge wollten Mitglieder des Verteidigungsausschusses nicht ausschließen, dass das Ministerium in dieser Woche "die Notbremse zieht" und das Milliardenprojekt beendet. Den mit der Drohne befassten Behörden sei es demnach bereits seit Jahren bekannt gewesen, dass sich Hindernisse für eine Zulassung des unbemannten Flugzeugs kaum beseitigen ließen.

Selbst Zulassung für Sperrgebiete fraglich

Als ein Problem nennt die FAZ, dass der Euro Hawk nicht über ein System verfüge, das automatisch vor einer Kollision im Luftraum warnt und ein autonomes Ausweichmanöver ohne ein Eingreifen vom Boden aus ermögliche. Ein solches System sei für den Betrieb im zivil kontrollierten Luftraum Deutschlands und von 190 weiteren Ländern, die Mitglieder der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) seien, vorgeschrieben.

Selbst eine Zulassung für militärische Sperrgebiete könne schwierig werden, steht in dem Bericht unter Berufung auf Experten der Luftwaffe und des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung.

Bisher verfügt die Bundeswehr über einen Prototypen des Euro Hawk. Insgesamt waren für die Entwicklung, den Bau des Prototypen sowie die Beschaffung der vier weiteren Drohnen ursprünglich Kosten von 1,2 Milliarden Euro veranschlagt worden. Die Drohne kann in bis zu 20 Kilometern Höhe eine Distanz von mehreren tausend Kilometern zurücklegen.

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