Attentat in Arizona:Gabrielle Giffords atmet selbstständig

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Vier Tage nachdem ein Attentäter ihr in den Kopf geschossen hat, stabilisiert sich der Zustand der US-Kongressabgeordneten: Giffords reagiert auf die Ärzte und kann wieder selbstständig atmen.

Der Zustand der schwer verletzten US-Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords hat sich gebessert. Sie sei wach, könne selbstständig atmen und reagiere auf die Ärzte, teilte der Neurochirurg Michael Lemole am Dienstag in Tucson mit. Giffords nutze aber weiter einen Beatmungsschlauch, um ihre Atmung zu unterstützen.

Lemole sagte, er sei "ermutigt" von den Fortschritten Giffords. Es sei erstaunlich, dass es ihr unter den gegebenen Umständen so gut gehe. Dennoch sei die Verletzung "ernst". "Wir müssen Geduld haben", sagte er.

"Sie hat eine 101-prozentige Überlebenschance", fügte Lemoles Kollege Peter Rhee hinzu. Er sagte weiter: "Sie wird nicht sterben. Ich erlaube es ihr nicht."

Attentäter Jared Lee Loughner bleibt weiter in Haft. Ein Bundesgericht lehnte eine Freilassung gegen Kaution ab. Vertreten wird der 22-Jährige von der Anwältin Judy Clarke, die auch den Attentäter von Oklahoma City, Timothy McVeigh, verteidigt hatte.

Angeklagt ist Loughner in fünf Punkten: Er muss sich wegen Mordversuchs an Giffords verantworten, außerdem wegen Tötung und versuchter Tötung von Bundesbediensteten in jeweils zwei Fällen.

Im Gerichtsgebäude in Phoenix herrschten am Montag scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Loughner betrat es in Handschellen, seine Anwältin sprach leise mit ihm. Der Kopf des 22-Jährigen war kahlrasiert, an der rechten Schläfe hatte er eine Wunde. Im Laufe der Anhörung äußerte er sich nur ein einziges Mal: Er bejahte die Frage des Richters, ob er verstehe, dass ihm im Fall einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe oder gar die Todesstrafe drohe

Nach Angaben der Ermittler ist Loughner ein psychisch labiler Einzelgänger, der die Regierung einer Verschwörung verdächtigte und sich vergeblich beim Militär bewarb. Bei dem Blutbad vor einem Einkaufszentrum in Tucson wurden am Samstag sechs Menschen erschossen und 14 weitere verletzt

Angeklagter zweier Gerichte

Loughner könnte sich wegen einer Besonderheit des amerikanischen Rechts bald zwei Verfahren gleichzeitig ausgesetzt sehen: Die örtliche Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob sie neben dem Prozess nach Bundesrecht einen weiteren nach dem Recht des Staates Arizona gegen den Attentäter beginnen kann

Der Schwager Giffords', US-Astronaut Scott Kelly, meldete sich am Montag aus dem Weltall zu Wort. Wenn er von der Internationalen Raumstation ISS auf die Erde blicke, sehe er einen wunderschönen Planeten, der friedlich wirke, es aber nicht sei, sagte er.

Wie aus US-Regierungskreisen verlautete, will US-Präsident Barack Obama am Mittwoch nach Arizona reisen, um bei einer Gedenkfeier zu Ehren der Opfer des Blutbads in der Universität von Arizona zu sprechen. Für Donnerstag ist ein Gottesdienst für die Opfer in einer Kirche in Tucson geplant.

© sueddeutsche.de/AFP/dapd/dpa/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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