Mit ihren Atommüll-Endlagern hat die Bundesregierung nur Ärger. Bei Wolfenbüttel säuft das Salzbergwerk Asse ab, in dem atomarer Müll über Jahrhunderte hinweg angeblich sicher verwahrt werden sollte. In Gorleben formiert sich ein Widerstand, wie es ihn dort seit langem nicht mehr gegeben hat, und quasi über Nacht muss der Bund nun Paragraphen kassieren, die eine Privatisierung auch dieses Endlagers hätten vorbereiten sollen. Und Schacht Konrad? Das einzige schon genehmigte Endlager ist ein planerisches Desaster. Statt 2014 wird es womöglich erst 2019 fertig. Die Lösung des Problems Atommüll - selten lag sie so fern wie heute.
Der Grund liegt tief verborgen in der Geschichte des Atomstroms. Stets galt die Endlagerung vor allem als ein Instrument, weniger als Ziel. Es musste schlicht die Aussicht auf ein sicheres Endlager geben, anders hätten sich Milliardeninvestitionen in die Kernenergie kaum rechtfertigen lassen. Das erklärt die angebliche Sicherheit des Endlagers Asse und die Rekordbauzeit, die noch in den neunziger Jahren für Schacht Konrad angenommen wurde; und es macht plausibel, warum Unionspolitiker gern den Eindruck erwecken, mit Gorleben sei ein Endlager so gut wie sicher.
Peu à peu zeigt sich nun, wie wenig diese Strategie trägt. Ein Endlager, das nur dem Zweck dient, eine umstrittene Technologie zu legitimieren, wird sich gegen den Willen der Bevölkerung kaum durchsetzen lassen. Asse und Schacht Konrad sind insofern auch Lehrstücke für das Großprojekt Gorleben. Es wäre dort Zeit für einen Neuanfang, ohne scheinbare Sachzwänge. Was aber macht die Bundesregierung? Sie schafft mit längeren Atomlaufzeiten neue Zwänge.