Argentinien:Historische Urteile

Lesezeit: 1 min

Teilnehmer der "Operation Condor" vor 40 Jahren werden nun zu langen Haftstrafen verurteilt. Erstmals stellt ein Gericht fest: Bei der Aktion handelte es sich um eine internationale kriminelle Verschwörung.

Rund 40 Jahre nach der geheimen "Operation Condor" gegen Oppositionelle sind in Argentinien 15 ehemals hohe Militärangehörige zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Darunter ist der letzte argentinische Diktator Reynaldo Bignone, gegen den 20 Jahre Haft verhängt wurden. In der "Operation Condor" verfolgten ab 1975 sechs südamerikanische Diktaturen gemeinsam Dissidenten, ließen sie foltern und mehr als 100 von ihnen verschwinden. Die Urteile des argentinischen Bundesgerichts gelten als Meilensteine.

Den 88-jährigen Bignone befanden die Richter der Beteiligung an einer illegalen Vereinigung sowie der Entführung und des Machtmissbrauchs für schuldig. Der ehemalige General, der Argentinien von 1982 bis zum Ende der Militärdiktatur 1983 beherrschte, verbüßt bereits wegen anderer Menschenrechtsverbrechen des Regimes eine lebenslange Haftstrafe. Die anderen 14 Verurteilten müssen wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, Entführung und Folter acht bis 25 Jahre hinter Gitter. Darunter ist der frühere Armee-Oberst Manuel Cordero Piacentini aus Uruguay. Er soll Häftlinge in der berüchtigten Werkstatt Automotores Orletti in Buenos Aires gefoltert haben. Dort wurden viele Linke auf Geheiß ihrer Heimatstaaten verhört.

Erstmals stellt ein Gericht fest: Es war eine internationale kriminelle Verschwörung

Die "Operation Condor" hatten die von den USA gestützten Diktatoren Chiles, Argentiniens, Boliviens, Paraguays und Uruguays 1975 gestartet. Brasilien nahm ebenfalls teil. Erstmals hat ein Gericht nun festgestellt, dass es sich um eine internationale kriminelle Verschwörung handelte. Auf Betreiben des chilenischen Diktators Augusto Pinochet setzten die Länder grenzübergreifend Sondereinheiten auf Oppositionelle an, die Schutz außerhalb ihres Herkunftslands gesucht hatten. Dissidenten wurden verschleppt, gefoltert und getötet. Experten der Unesco gingen 2015 von 376 Opfern aus. Als wichtiges Beweisstück im Prozess galt eine 1975 verschickte Depesche eines FBI-Agenten. Darin wird im Detail beschrieben, wie Geheimdienstinformationen ausgetauscht und Linke in ganz Südamerika getötet werden sollten.

© SZ vom 30.05.2016 / AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: