Anschläge in Kenia und Somalia:"Bis sie das Land verlassen"

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Opfer des Anschlages in Kenia werden im einem Krankenhaus behandelt. (Foto: dpa)

Ausländer und Touristen als Ziele: Die somalische al-Shabaab-Miliz bekennt sich zu zwei Attacken auf ein Hotel in Mogadischu und eine Bar in Kenia, bei denen mehrere Menschen umgekommen sind. Es sind nicht die ersten Anschläge dieser Terroristen - und wohl auch nicht die letzten.

Von Ronen Steinke

Ziel der Attentäter waren zwei feine Adressen; Orte, an denen vor allem Ausländer dem Vergnügen frönen. Das Hotel "Jazeera" ist eines der vornehmsten Häuser in Somalias Hauptstadt Mogadischu, es wird von somalischen Politikern und ausländischen Regierungsvertretern bei Besuchen genutzt. Und auch die "Tandoori Bar" an Kenias Küste, in dem Touristenort Diani, in die am Neujahrstag drei Unbekannte eine Granate warfen, war gut besucht, als die Explosion in der Nacht zehn Menschen verletzte.

Unter den Besuchern waren Touristen aus Deutschland, Großbritannien und Italien, sagte der Barmann Nelson Ngoa der Nachrichtenagentur AFP. Die Verwundeten seien jedoch ausschließlich Kenianer, erklärte die Polizei.

Miliz übernimmt "volle Verantwortung"

Zwei Anschläge in Ostafrika binnen weniger Stunden, in Somalia sowie im benachbarten Kenia: Nur zu einem dieser beiden Angriffe hat sich am Donnerstag die radikalislamische Al-Shabaab-Miliz bekannt. Die Gruppe, die ihre Basis in Somalia hat, übernehme die "volle Verantwortung" für das Bombenattentat auf das Hotel in Somalias Hauptstadt mit elf Toten, erklärte der Shabaab-Sprecher Ali Mohamud Rage in seiner Neujahrsbotschaft.

Vor dem Hotel war zunächst ein mit Sprengstoff beladenes Auto explodiert. Augenzeugen berichteten, bewaffnete Angreifer hätten dann das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffnet. Als Krankenwagen am Tatort eintrafen, explodierte eine zweite Autobombe. "Das ist der Anfang von 2014", fügte der Shabaab-Sprecher hinzu. Ausländern drohe solange dasselbe Schicksal, "bis sie das Land verlassen". Sie seien in Somalia nicht sicher.

Kenia ist der wichtigste AU-Truppensteller

Doch auch hinter dem zweiten Anschlag in Kenia vermuten viele Beobachter al-Shabaab. Die Gruppe, die Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida unterhält, kämpft in Somalia um die Macht. In den vergangenen zwei Jahren wurde sie zwar von Interventionstruppen der Afrikanischen Union (AU) aus der Hauptstadt Mogadischu und den anderen größeren Städten des Landes verdrängt. Doch bleibt die Gruppe weiter im Zentrum und Süden Somalias aktiv und verübt immer wieder Anschläge auf Behörden und Sicherheitskräfte - nicht nur im eigenen Land, sondern auch in Kenia, bei einem der wichtigsten Truppensteller der AU-Mission.

Zugeschrieben wurden ihr allein in den vergangenen drei Wochen bereits zwei Granaten-Anschläge in Kenia. Mitte Dezember wurde eine Granate auf einen mit Touristen besetzten Minibus in der Nähe der kenianischen Hafenstadt Mombasa geworfen, sie explodierte jedoch nicht. In Nairobi folgte wenige Tage später der nächste Versuch - zehn Bus-Passagiere starben. Bekannt hat sich al-Shabaab nur zu dem Angriff auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi im September.

Dabei wurden nach kenianischen Angaben 67 Menschen getötet. In Bezug auf das Westgate-Attentat haben ausländische Ermittler unterdessen Vorwürfe gegen die kenianischen Behörden erhoben. Amerikanische, britische, israelische und andere ausländische Ermittler hatten ihre Unterstützung bei der Aufklärung angeboten. Doch in einer Pressekonferenz in New York resümierten im Dezember amerikanische Antiterrorermittler, entgegen den Behauptungen der kenianischen Regierung sei völlig offen, ob die Angreifer der al-Shabaab wirklich getötet worden seien oder nicht doch entkommen konnten. Das Einkaufszentrum sei nicht lückenlos umstellt gewesen - ein Versäumnis der Behörden, das nun offenbar vertuscht werden solle. "Um es höflich auszudrücken, die kenianische Regierung ist in ihren Erklärungen vage und widersprüchlich geblieben", kritisierte der US-Ermittler Kevin Yorke.

© SZ vom 03.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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