Afghanistan:Tote und Verletzte bei Anschlag in Kabul

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Bombenanschlag vor Nato-Hauptquartier: Wenige Tage vor der Präsidentenwahl in Kabul hat ein Selbstmordattentäter im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul mehrere Menschen mit sich in den Tod gerissen. Die Taliban bekannten sich zu der Bluttat.

Fünf Tage vor der Präsidentschaftswahl in Afghanistan hat ein Selbstmordattentäter im Zentrum der Hauptstadt Kabul mindestens sieben Menschen in den Tod gerissen. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministerium mitteilte, wurden fast 100 weitere Menschen verletzt, als der Attentäter ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug vor dem Hauptquartier der Nato und der Internationalen Schutztruppe Isaf zur Explosion brachte.

Der Ort des Selbstmordanschlags im Zentrum der afghanischen Hauptstadt Kabul. (Foto: Foto: AFP)

Nach Angaben des Sprechers handelt es sich bei den Toten um afghanische Zivilisten. Medienberichte, nach denen auch Ausländer unter den Opfern seien, wurden zunächst nicht bestätigt. Unmittelbar nach der Explosion irrten blutüberströmte Menschen in der Nähe des Anschlagsortes umher, darunter auch Kinder.

Schutzbarrieren begrenzten offenbar die Schäden an der Einrichtung der Nato. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikal-islamischen Taliban. Ein Taliban-Sprecher sagte, der Attentäter mit dem Namen Ahmad habe die US-Botschaft und das Hauptquartier der Internationalen Schutztruppe Isaf angegriffen. Die Bombe habe 500 Kilogramm Sprengstoff enthalten.

Der Leiter der polizeilichen Ermittlungsbehörde bemaß die verwendete Sprengstoffmenge nur auf etwa 270 Kilogramm, also wesentlich weniger als von den Taliban angegeben. Gleichwohl galt die Menge als groß genug, um eine Verwicklung des Terrornetzwerks al-Qaida zur Unterstützung der örtlichen Taliban zu vermuten.

Das Hauptquartier der Nato und der Internationalen Schutztruppe Isaf befindet sich in derselben Straße wie die US-Botschaft und der Präsidentenpalast. Über der Stadt stieg eine dichte Rauchwolke auf. Der Anschlag ereignete sich fünf Tage vor der Präsidentenwahl. Die radikal-islamischen Taliban haben zum Boykott der Abstimmung aufgerufen und landesweit mit Anschlägen gedroht.

Erst vor anderthalb Wochen hatten die Aufständischen Raketen auf Kabul abgefeuert. Dabei waren mehrere Menschen verletzt worden. Im Januar starben sechs Menschen bei einem Selbstmordanschlag vor der deutschen Botschaft, darunter mindestens ein US-Soldat.

Bundeswehr erwartet Zunahme der Angriffe

Die Bundeswehr rechnet in den kommenden Tagen vor der Präsidentenwahl mit einer weiteren Zunahme von Angriffen und Anschlägen der aufständischen Afghanen. "Darauf muss man eingestellt sein", sagte der Kommandeur des zivil-militärischen Wiederaufbauteams, Oberst Georg Klein, in einem Gespräch, das vor dem Anschlag an diesem Samstag geführt wurde.

Bei seiner Ankunft in der Provinz im Frühjahr sei die Lage dort bereits schwierig gewesen. Seitdem habe die Zahl der Zwischenfälle weiter zugenommen. "Es vergeht fast kein Tag mehr, an dem nicht geschossen wird."

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) nimmt unterdessen an, dass deutsche Truppen noch fünf bis zehn Jahre in Afghanistan bleiben müssen. Ziel sei es, dass das Land selbst für seine Sicherheit sorgen könne, sagte der Minister im Radiosender HR-Info. Bei der Ausbildung der afghanischen Streitkräfte sei man "erheblich vorangekommen", bei der Polizei gebe es aber noch "Nachholbedarf".

Eine Truppenreduzierung der Bundeswehr sei auch nach den afghanischen Präsidentschaftswahlen in der kommenden Woche nicht möglich, da mit einer Stichwahl im September oder Oktober zu rechnen sei, erklärte Jung. Danach werde man die Lage bewerten.

Ziel der Taliban sei es, die Wahlen zu stören. Die Sicherung der 6600 Wahllokale in Afghanistan erfordere eine "enorme Anstrengung", sagte der Bundesverteidigungsminister

© sueddeutsche.de/AP/AFP/Reuters/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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