Dreistündiges Feuergefecht mit acht Toten
Kämpfer der radikalislamischen Taliban haben am Montag ein Gefängnis in Ghazni südwestlich der afghanischen Hauptstadt Kabul überfallen und 355 Gefangene befreit. Bei 148 der befreiten Häftlinge habe es sich um Aufständische gehandelt, teilte das Innenministerium in Kabul mit. Die restlichen 207 Gefangenen seien Kriminelle.
Wie der stellvertretende Gouverneur der Provinz Ghazni, Mohammed Ali Ahmadi, der Nachrichtenagentur AFP sagte, ereignete sich der Angriff gegen 2:30 Uhr morgens (Ortszeit). Etwa zehn schwer bewaffnete Kämpfer seien in die Haftanstalt in Ghazni eingedrungen, sagte ein Vertreter der regionalen Volksvertretung. Ein Selbstmordattentäter habe am Eingang eine Autobombe gezündet, um der Gruppe Zugang zu verschaffen.
Bei dem anschließenden dreistündigen Feuergefecht seien drei der Angreifer und vier Wächter getötet worden. Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Angreifer hätten Uniformen der afghanischen Sicherheitskräfte getragen.
Reporter vor Ort berichteten der Deutschen Presse-Agentur, fast alle Insassen seien befreit worden. Die Behörden bestritten das. Das Innenministerium teilte mit, drei der Geflohenen seien gefasst worden.
Nicht die erste Befreiungsaktion der Taliban
Die Taliban gab bekannt, der Angriff sei Teil ihrer im April begonnen Frühjahrsoffensive. Die Terrororganisation hat in diesem Jahr große Teile abgelegener Bezirke eingenommen. Seit der Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan Ende vergangenen Jahres beendet ist, hat sich die Sicherheitslage weiter verschlechtert.
Die Taliban haben in den vergangenen Jahren mehrere Überfälle auf Gefängnisse verübt. Im Juni 2008 befreiten die Extremisten in der südafghanischen Provinzhauptstadt Kandahar 892 der 1059 Insassen des dortigen Gefängnissen, darunter 389 Taliban-Kämpfer.