Äthiopien:Vorsichtige Kursänderung

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Premier Hailemariam Desalegn will „einige“ Inhaftierte begnadigen. (Foto: Michael Tewelde/AP)

Die Regierung in Addis Abeba gesteht Fehler ein und sendet versöhnliche Signale an Oppositionelle. Kritiker sehen die herrschende Koalition in einem Dilemma.

Von Bernd Dörries, Freetown

Vier Stunden lang dauerte die Pressekonferenz, die der äthiopische Ministerpräsident Hailemariam Desalegn vergangenen Mittwoch in Addis Abeba gab. Vier Stunden sind ein Zeitraum, nach dem eigentlich keine Fragen offen geblieben sein sollten. Dennoch rätselt Äthiopien weiter, was Hailemariam Desalegn nun eigentlich gemeint hat auf der Pressekonfernenz. Die Regierung werde "alle politischen Gefangenen" frei lassen, hatten eine Nachrichtenagentur und dann die BBC gemeldet, was insofern eine Sensation war, als Äthiopien bisher nicht einmal zugegeben hatte, überhaupt politische Gefangene zu haben. Nun sollten sie auf einmal alle frei kommen. Selbst Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch reagierten euphorisch. Der Schritt könne den Anfang "des Endes einer Ära der blutigen Repression bedeuten", teilte Amnesty International mit. "Ich kämpfe mit den Tränen", schrieb der äthiopische Blogger Befeqadu Hailu, der selbst fast zwei Jahre im Gefängnis war.

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