Ägypten:Washingtons Warnschuss

Die USA strafen Kairo für Kontakte nach Nordkorea.

Von Moritz Baumstieger

Ägypten erhält weniger Militärhilfe aus Washington. Die Gründe, die die USA dafür angeben, rechtfertigen die Streichung von jedem einzelnen der 95 Millionen Dollar: Die Menschenrechtslage am Nil ist katastrophal. Inzwischen wünschen sich nicht nur Unternehmer die bleischwere, aber einigermaßen stabile Ära Mubarak zurück, sondern auch manche Aktivisten: Verglichen mit der Unterdrückung heute waren das fast freie Jahre.

Doch hat Präsident Donald Trump seinem ägyptischen Freund und Machthaber al-Sisi wirklich die Mittel gestrichen, weil die Demokratisierung nicht in Gang kommt? Das ist eher unwahrscheinlich. Als Trump seinen ägyptischen Kollegen im April demonstrativ ins Weiße Haus einlud, wusste schon jeder, der es wollte, wie willkürlich in Ägypten verhaftet und wie grausam dort gefoltert wird.

Die wahren Gründe für den Warnschuss aus Washington sind wohl eher in Frachtcontainern versteckt, wie Beobachter mutmaßen. Nordkorea und Ägypten unterhalten seit Jahrzehnten Kontakte, allem Druck wechselnder amerikanischer Regierungen zum Trotz. Vor zwei Jahren wiesen die Vereinten Nationen nach, dass nordkoreanische Firmen im Hafen von Port Said Waffengeschäfte abwickelten. Dass der ägyptische Staat solche Aktivitäten nicht unterbindet, stört die USA anscheinend mehr als die Unterdrückung der Menschenrechte.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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